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Freno d'Emergenza schrieb am 10.3. 2015 um 20:45:31 Uhr über

Gespenster

Wer Gespenster sieht oder sonst irgendwelche »paranormalen« Erscheinungen wahrnimmt, ist keineswegs total bescheuert - sondern nur ein bischen. Diese Erscheinungen sind nämlich keineswegs irreal. Sie sind Produkte des Unterbewußtseins. Innerpsychische Zustände werden auf eine Art von Kristallisationskern in der realen Umwelt projiziert und dadurch wird eine reale Erscheinung in der Umwelt entsprechend uminterpretiert. Aus einem Zettel, den der Wind aus einem Abfallkorb vor die Füße geweht hat, wird eine geheimnisvolle Botschaft. Ein Schattenspiel, ein zufälliges Muster im Putz einer Wand, Wolken oder Nebelfetzen, Reflexionen und dergleichen mehr werden vom Unterbewußtsein »aufgeladen«. Wer also ein Gespenst um die Ecke schleichen sieht, projiziert beispielsweise eine reale, aber möglicherweise latente Angst aus seinem Unterbewußtsein auf ein zufälliges Objekt der Realität. Diese latente Angst schafft sich auf diese Weise einen kurzen Zutritt zum Bewußtsein, daß regelmässig nicht imstande ist, dieses Erleben richtig zu deuten: es ist eben kein Erleben der Aussenwelt, sondern eines der Innenwelt, das verdient, Ernst genommen zu werden. Das funktioniert übrigens nicht nur bei einzelnen Personen, sondern auch kollektiv. Wenn sich um eine Örtlichkeit, ein altes Schloß zB die Legende gebildet hat, dort würde es spuken, ist die Bereitschaft sehr groß, alle möglichen zufälligen optischen und akustischen Wahrnehmungen zu einem solchen Schloßgespenst »umzudeuten«. Es ist sozusagen ein kulturell vorgegebener »Kristallisationskern« für solche Projektionen. Auch kulturelle Überzeugungen wie Religionen aller Art, von den Naturreligionen der sogenannten Primitiven bis hin zu den großen christlichen Kirchen und sonstigen hochentwickelten Religionsgemeinschaften fördern die psychische Bereitschaft dazu, in allen möglichen Erscheinungen der Aussenwelt Geister, Engel, Dämonen oder Teufel sehen zu wollen, je nachdem, wie es gerade passt.
So sieht es jedenfalls die Psychoanalytische Psychologie von C.G. Jung, der ich insofern vollständig zustimme.


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