Die geriatrische Gesichtspflege zählt, obgleich Jahr für Jahr in ungezählten Fällen durchgeführt, zu den großen Tabus unserer Kultur. Keiner, der je von ihr gehört haben will, geschweige denn sie selber durchgeführt hätte. Aber was soll man tun, wenn der demente Großvater plötzlich vor dem nicht einmal schulpflichtigen Enkelkind zu masturbieren beginnt? Oder die Knochenmetastasen der Schwiegermutter schon im Hausflur zu riechen sind? In solchen Fällen empfiehlt sich die Gesichtspflege, die jedoch einer professionellen Durchführung bedarf. Umsicht sollte man schon bei der Wahl des Kissens walten lassen: Zierkissen etwa sind aufgrund ihrer geringen Größe meist nicht geeignet. Sitzauflagen entfallen aufgrund ihrer geringen Dicke und Synthetikbezüge führen zu unangenehmem Schwitzen; ein herkömmliches Kopfkissen mit Daunen oder Polyesterfüllung ist zumeist die beste Lösung. Dieses Kissen wird nun auf das Gesicht der zu pflegenden Person gepresst: Es empfiehlt sich, auf die Assistenz eines Angehörigen zurückzugreifen, um während der folgenden Minuten Verletzungen aller Beteiligten, etwa durch unkontrollierte Arm und Beinbewegungen zu vermeiden. Das Kissen sollte für mindestens vier bis fünf Minuten die Atemwege luftdicht abschließen. Auch wenn gerade bei geschwächten Personen oft schon nach einer halben Minute keine Vitalfunktionen mehr feststellbar sind, lehrt die Pathologie doch, daß ein Weiterleben zu diesem Zeitpunkt noch im Rahmen des möglichen liegt. Pressen Sie das Kissen mit gleichmäßigem Druck auf das Gesicht und kontrollieren Sie in regelmäßigem Abstand die Atmung durch das Vorhalten eines Taschenspiegels - denken Sie daran, daß der Puls schon vor Aussetzen der Atmung nicht mehr tastbar sein kann. Wechseln Sie nach der Gesichtspflege den Kissenbezug und bringen Sie den Pflegling in einen würdigen Zustand. Sollten Sie sich trotz allem nicht in der Lage finden, die beschriebenen Pflegeschritte selbständig durchzuführen, wenden Sie sich an einen örtlichen Gesichtspfleger. Diakonie, Caritas, Altenpflegeverbände, Renten - und Krankenkassen informieren Sie gerne.
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