Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Vivienne war gerade auf dem Weg nach Hause und trällerte ein neu gelerntes Lied aus dem Französischunterricht vor sich hin. „Petit papa noël,..“ Irgendwann wurde ihr dieses Lied aber dann doch zu langweilig, also beschloss sie, auf eine andere Sprache umzusteigen. Sie überlegte kurz und fing wieder an zu singen: „Santa Claus is coming to town...“ Aber auch dies wurde ihr bald zu langweilig, also beschloss sie, auch mal was deutsches zu singen. Da ihr gerade nichts besseres einfiel, fing sie an ‚morgen kommt der Weihnachtsmann’ zu singen, als sie auf einmal hinter sich leise Glocken hörte. Vivienne drehte sich um und traute ihren Augen nicht: kamen da wirklich gerade sechs Rentiere den Himmel heruntergeflogen? Und hintendran ein echter Weihnachtschlitten? Und saß da nicht auch ein Mann in einem roten Mantel? Das war doch nicht etwa...? Vivienne schloß die Augen, schüttelte den Kopf und öffnete die Augen wieder. Aber der Schlitten mit den Rentieren und dem Mann war immer noch da. Und er kam sogar näher, immer näher, er flog ja geradewegs auf Vivienne zu. Vivienne stand wie angewurzelt da. Sollte sie wegrennen? Vor dem Weihnachtsmann? Sie schaute sich um, aber kein Mensch war da, der ihr hätte sagen können, ob sie nun völlig durchdrehte oder nicht. Vivienne setzte sich auf den Boden, der hauchdünn mit Schnee bedeckt war. Der Schlitten war nun nicht mehr weit von ihr entfernt. Immer noch starrte sie entgeistert auf den näher kommenden Schlitten. Der Mann auf dem Schlitten sah aus, wie der Weihnachtsmann im Französischbuch. Sein Bart war auf beiden Seiten ein wenig nach oben gebogen, was wirklich lustig aussah. Er lächelte die ganze Zeit! Als der Schlitten nur noch wenige Meter von Vivienne entfernt war, schrie der Weihnachtsmann mit der tiefsten Stimme, die Vivienne jemals gehört hatte: „Ooooooooooooooooooh! Altet aan meinä Rentiirä!“ ‚Der redet ja wie unsere Französischreferendarin!’, dachte Vivienne. „Du ast mich gerufään, mon petit?“, sagte er zu dem Mädchen gewandt. „Ich, ich... hab sie nicht ge-... gerufen“, stammelte Vivienne. „Dooch, dass ast du, und du ast es nischt gemääkt!“ lachte der Mann, der wohl ein Weihnachtsmann sein musste. „Nein, ich hab sie wirklich nicht gerufen und wie heißen sie überhaupt?“ wollte Vivienne wissen. „Mein Namme iist Noël. Isch bin einär, der viiiieln Weinachsmännääär! Jedes Laand at einen eigenen Weihnachsmann! Isch bin der fronsösische!“ „Aha, und warum sollte ich sie gerufen haben?“ fragte Vivienne neugierig. „Du ast gesungen. Isch abe es ge-ört. Du ast gesungen: petit papa noël, so rufen misch meinä Kinder in die Fronkraisch!“ „Ach soo, jetzt verstehe ich“ , meinte Vivienne, aber da hörte sie auch schon das selbe Geräusch wie schon einmal. Sie hörte die Glöckchen wieder läuten und sah auch schon wieder einen Schlitten den Himmel herunterkommen. Als dieser unten angekommen war, frage sie ihn: „Und aus welchem Land kommst du? Und wie heißt du?“ „I’ m Santa Claus, baby. And I’ m from America. My friend from England must come soon! What do you want?” “Ich will gar nichts! Ich habe doch nur ein Lied gesungen, dass wir in der Schule gelernt haben!“ „Oh, I understand! But now I’m here. Can I do anything for you?“ “Nein, ich glaube nicht, Santa Claus, danke schön.“ „Oh, Mr. Christmas is coming!” Santa Claus zeigte mit dem Finger in den Himmel. Und tatsächlich, die Glöckchen bimmelten wieder und ein dritter Schlitten kam den Himmel heruntergefahren. „Warum nennst du ihn Mr. Christmas? Nennen ihn die Engländer denn auch so?“, fragte Vivienne. „Nein, aber da wir ja den selben Namen haben, wird er von den ganzen Weihnachtsmännern dieser Welt Mr. Christmas genannt und ich Santa Claus. Dann gibt es weniger Probleme.“ „Ach so, ich verstehe. Hallo Mr. Christmas!” “Hello, my sweet little girl. You know my name!” Santa erklärte Mr. Christmas den Sachverhalt, dass Vivienne die drei ja gar nicht rufen wollte und dies reiner Zufall war. Doch da hörte Vivienne nun zum vierten Mal die Glöckchen klingen und den vierten Schlitten zum Himmel herunter fahren. Diesmal hieß er weder Santa Claus, noch Mr. Christmas, noch Noël, sondern einfach nur Weihnachtsmann, denn es war der Deutsche, der vor mir stand. Als auch der Weihnachtsmann aufgeklärt war, machte dieser einen genialen Vorschlag: „Wir haben in einer Stunde Wehnachtsvollversammlung. Alle Weihnachtsmänner der Welt werden dort sein und die Wunschlisten der Kinder werden abgegeben. Deine ist auch dabei. Dann wird der Oberweihnachtsmann, von allen nur –Big Boss- genannt, noch ein paar Worte sagen und du kannst dem deutschen Wichtel, deinen Wunschzettel selbst geben. Der deutsche Wichtel ist dazu da, die Wunschlisten der deutschen Kinder einzusammeln und die wichtigsten Geschenke zu besorgen! Na, was hältst du von dem Vorschlag?“ Vivienne schaute die vier Männer fassungslos an. „Wirklich? Meint ihr das ernst?“, fragte sie, um sich zu vergewissern. „Klar, sagte der Weihnachtsmann. Dann hob er Vivienne hoch, setzte sie auf den Schlitten, sah nach, ob die anderen drei fertig waren, pfiff dreimal, schrie: „Los Fidibus! Los Rudolph, los Silvertree, auf geht’s Bonne- belle.“ Und die drei Schlitten setzten sich gleichzeitig in Bewegung. Sie flogen durch die Wolken, ja sogar viel weiter darüber hinaus, bis sie schließlich auf einer Wolke sehr weit über allen anderen ankamen. Es war eine riesengroße Wolke, ein ganzes Land hätte Platz darauf, denn man sah sie schon aus sehr weiter Entfernung. Oben angekommen, hob der Weihnachtsmann das Mädchen vom Schlitten, spannte die Rentiere ab, nahm das Mädchen an die Hand und führte sie zu einem Mann, der so groß war wie drei Weihnachtsmänner, jedoch genauso lieb lächelte und noch freundlicher zwinkerte. „Das ist Vivienne. Sie hat Mr. Christmas, Santa Claus, Noël und mich fast zur selben Zeit gerufen und nun haben wir sie hierher gebracht. Sie ist ein sehr liebes Mädchen, der Wichtel hat nichts böses über sie herausgefunden, außer, dass sie in Mathematik abgeschaut hat.“ Der –Big Boss- fing an zu lachen. Na dass wollen wir vergessen. Das habe ich in der Weihnachtschule auch oft getan. Das tut doch jeder mal, nicht Weihnachtsmann?“ „Doch, doch, natürlich!“, meinte dieser und lief purpurrot an. Der riesen- Weihnachtsmann zwinkerte noch einmal und drehte sich zu einem klitzekleinen Wichtel um, der ihn am Rock zupfte. „So, nun gehen wir zu den Wichteln“, meinte der Weihnachtsmann. Er lief eine Treppe aus Wolken hoch, einen langen Gang mit lauter Türen entlang, bis er zu einer Tür mit der Aufschrift –Deutschland- Weihnachtsmann- Wichtel Frederick- kam. Er öffnete die Tür und an einem Tisch in dem Zimmer saß ein klitzekleiner Wichtel und sortierte Papier. „Ich hab den Schlitten schon ausgeladen“, meinte er mit einer frechen Stimme. „Dankeschön, Freddi“, sagte der Weihnachtsmann, schloss die Türe und drehte sich um, er lief mit Vivienne wieder zu der Wolkentreppe, ging mit Vivienne hinunter und in eine Tür, an der das Schuld –Versammlungsraum- hing. Dort ging er hinein, setzte sich auf einen der Wattestühle (so fühlten sie sich an), setzte Vivienne auf seinen Schoß und plauderte mit Santa Claus, der sich neben ihn gesetzt hatte. Dann kam –Big Boss- herein, setzte sich auf den Stuhl, der oben auf der Bühne stand und las eine kleine Ansprache vor . Darin kamen auch die Worte ‚wir möchten auch Vivienne, unsere kleine Besucherin von der Erde aus Deutschlang begrüßen! Ein herzliches –Mary Christmas in allen Sprachen bitte!-. Daraufhin riefen alle Weihnachtsmänner der Welt in allen Sprachen –Frohe Weihnachten-. Noël rief: « bon noël ! » und Santa Claus rief : « Marry x- mas!». Danach gingen die vier Weihnachtsmänner wieder zu ihren Schlitten. Der Weihnachtsmann setzte Vivienne darauf und sagte den andern tschüs. Diese versprachen Vivienne, ihr immer in ihrer eigenen Sprache Frohe Weihnachten zu wünschen, wenn sie über Deutschland flogen. Der Weihnachtsmann bracht Vivienne zurück in ihr Haus, versprach ihr das Selbe wie die anderen und noch dazu, dass sie diese Geschichte ihren Kindern erzählen solle, und wenn diese das Selbe taten wie ihre Mutter, sie das Selbe erleben würden! Das war ein Wort und so verabschiedete sich Vivienne, ging nach Hause, legte sich ins Bett und schlief erschöpft ein!
ENDE
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