Doch ein bisschen Öl
für Blut?
Der US-General
a.D., der den zivilen
Wiederaufbau des
Post-Hussein-Irak
leiten soll
Krieg ist gut fürs Geschäft
Florian Rötzer 04.05.2003
Der Konzern Halliburton, dessen Direktor Vizepräsident Cheney bis zu
seinem jetzigen Amt war, verdiente gut am Afghanistan- und Irak-Krieg
Wer die Politik der US-Regierung kritisiert, der ist für die angeblichen Verfechter
von Freiheit und Demokratie unten durch. Dass die Kriegs-Neinsager zumindest
unter ihrer Haltung noch zu leiden haben könnten, solange die Bush-Regierung im
Amt ist, hatte gerade wieder Robert Zoellick, der Handelsbeauftragte des Weißen
Hauses, gesagt. Dafür kann es denjenigen gut gehen, die dem Weißen Haus
möglichst nahe stehen. Das ist etwa der Fall beim Konzern Halliburton, dem u.a.
weltweit zweitgrößten Anbieter von Dienstleistungen für die Erdölförderung, der
aber auch sonst in vielen Bereichen tätig ist. Das ist auch der Konzern, bei dem
Vizepräsident Dick Cheney vor seinem jetzigen Regierungsamt als Präsident tätig
war und dabei schon einmal zum reichsten Regierungsmitglied geworden ist (
Bush-Cheney Inc..
Vizepräsident Cheney
am 17. März bei den
US-Truppen in Katar
Für das erste Quartal dieses Jahres meldete Halliburton noch
bessere Geschäfte als bislang. Der Umsatz hat sich fast verdoppelt. Dazu hat nicht nur die
gestiegene Erölförderung in Nordamerika beigetragen, sondern förderlich waren auch die
vielen Geschäfte mit dem Pentagon - unter anderem im Irak.
Dabei ist der Vertrag zum Löschen von brennenden Erdölquellen, der allgemein bekannt
wurde, nur ein kleiner Fisch. Nachdem dann doch einmal Kritik lauter geworden ist, als
das Entwicklungsministerium USAID ohne Ausschreibung unter fünf Unternehmen auch
Halliburton auswählte, um für Hunderte von Millionen von US-Dollar die Infrastruktur
des eroberten Landes wieder aufzubauen ( Die Gewinner des Krieges),
wurde der Auftrag sicherheitshalber nicht dem Cheney-Konzern gegeben. Das sah ganz so
aus, als würde man versuchen wollen, jede Amigo-Verbindung zwischen Regierung und
Wirtschaft im Rahmen des irakischen Wiederaufbaus zu trennen.
Das anscheinend verlorene Geschäft schmerzte den Konzern aber sicherlich nicht sehr
stark, denn stillschweigend hatte er sich mit der Bekämpfung der brennenden Erölquellen
auch unter Umgehung einer Ausschreibung die Inspektion und Reparatur aller Erölquellen
im Irak gesichert. Nach einem Brief von Army Corps of Engineers an den demokratischen
Abgeordneten Henry Waxman könnte aber auch schon dieser unscheinbare Vertrag sieben
Milliarden Dollar wert sein ( Doch ein bisschen Öl für Blut?).
Halliburton verdiente allerdings bereits an den Kriegsvorbereitungen gutes Geld, da der
Konzern 2001 für die Dauer von 10 Jahren zum logistischen Alleinversorger der
amerikanischen Armee geworden ist. Das Erstaunliche an diesem Vertrag war, dass es
keine Begrenzung nach oben für die dadurch entstehenden Ausgaben gibt: eine
verlässliche Geldquelle also, die sprudelt, auch wenn man Mist macht oder viel mehr
verlangt als Konkurrenten (was Halliburton bereits eine Untersuchung wegen der
US-Stützpunkte in Bosnien einbrachte). Und sie sprudelt schon länger, denn auch im
Afghanistan-Krieg verdiente bereits Halliburton-Ableger Kellog Brown & Root
Engineering & Construction (KBR) an der Errichtung und der Versorgung neuer
Stützpunkte in und um Afghanistan. Gut fürs Geschäft war auch das Gefangenenlager in
Guantanamo, das KBR teilweise errichtete. Auch für den Bau von Camp Arifjan in
Kuwait war man zuhanden.
Insgesamt hat KBR mit 35 Projekten in Afghanistan und dem Irak nach
Informationen von MSNBC schon 518 Millionen Dollar umgesetzt.
Allein im Rahmen von Operation Iraqi Freedom hatte die US-Armee an KBR 425
Millionen Dollar gezahlt oder dafür Aufträge vergeben. Das macht den von Cheney und
Co. schon lange geplanten Irak-Krieg aus der Perspektive von Halliburton natürlich
wesentlich lukrativer als den Afghanistan-Krieg, der nur den Auftakt zum Krieg gegen den
Terrorismus bildete. Der ist mit dem Sieg über den Irak, wie US-Präsident Bush eben in
seiner Rede in passender Kulisse auf einem Flugzeugträger der Welt bekannt gab, noch
keineswegs zu Ende.
Die Armee rechtfertigt ihren Geldsegen für Halliburton dadurch, dass besonders in
Kriegszeiten einfach keine Zeit vorhanden sei, jeden Auftrag über eine Ausschreibung zu
vergeben. Man brauche eine verlässliche Firma, die sofort 24 Stunden am Tag die
Kleidung der Soldaten waschen, ihre Malzeiten liefern, ihre Unterkünfte errichten oder
andere Dienste erfüllen könne. Bei der langen Vorbereitungszeit für den Irak-Krieg hätte
man vermutlich schon einige Angebote einholen können. Allgemein verdient Halliburton
an jedem neuen »Footprint« der Armee in der Welt, also auch an jedem Krieg.
Natürlich hat Cheney offiziell mit den Geschäften seiner alten Firma nichts zu tun. "Der
Vizepräsident ist nicht an der Vergabe irgendeines Vertrages durch
Verteidigungsministerium oder eine andere Behörde der Regierung beteiligt gewesen und
hat keine Gespräche in Bezug auf die in Frage stehenden Verträge mit Angehörigen des
Verteidigungsministeriums oder Angestellten von Halliburton geführt", erklärte das Büro
von Cheney letzten Freitag. Halliburton selbst meinte, es sei eine Beleidigung des
Vizepräsidenten, ihm zu unterstellen, er habe seine Finger mit ihm Spiel gehabt.
Das kann und wird wahrscheinlich auch stimmen. Die Beteiligung von Cheney an den
Geschäften ist auch gar nicht notwendig. Schließlich war Cheney seinerzeit schon einmal
Verteidigungsminister unter Bush sen. und hat damit Irak-Erfahrung, bevor er zu
Halliburton ging und dort Direktor wurde. Schon dadurch blühte Halliburton über sich
mehrende Verträge mit dem Pentagon auf - und auch das Bankkonto von Cheney, dessen
Vermögen auf etwa 100 Millionen Dollar geschätzt wird. Als Cheney schließlich 1995
Direktor von Halliburton wurde, verdiente KBR jährlich 350 Millionen Dollar, vier Jahre
später bereits 650 Millionen Dollar über das Pentagon. 1999 konnte ein weiterer
5-Jahres-Vertrag in Höhe von 730 Millionen für Versorgungsleistungen in Bosnien und im
Kosovo abgeschlossen werden.
Man kennt sich, Geschäfte werden informell gemacht, es schadet auch nichts, wenn
zwischen dem Pentagon und Halliburton Verträge geschlossen werden, denn die Regierung
wird mit ihrem Vizepräsidenten Cheney dem wohlwollend zusehen. Wenn Wahlen
kommen, brauchen Politiker Geld, und es gibt eine Zeit nach der Politik, wo dann wieder
neue lukrative Posten auf gute Politiker warten, die zudem Geschäftsverbindungen
mitbringen. Die Bekanntschaft mit dem jetzigen Verteidigungsminister Rumsfeld reicht
übrigens schon weit zurück. Rumsfeld als Chef des Office of Economic Oppurtunity
(OEO) stellte Cheney schon im Jahr 1968 ein. Auch als Rumsfeld 1975 Pentagon-Chef
wurde, holte er wieder den dann 32-jährigen Cheney, um seinen Platz im Weißen Haus als
Personalchef unter Präsident Ford zu übernehmen.
MSNBC zitiert einige kritische Stimmen, wie beispielsweise Charles Lewis vom
Center for Public Integrity, der den Fall so kommentierte: "Wir
haben wirklich eine sehr, sehr kleine Bruderbande, die fette Verträge erhalten, und
Halliburton ist eine dieser Firmen."
Kommentare:
Kambodscha hast Recht, das war eine besonders üble Sache von Kissinger (navy, 5.5.2003 19:23)
Gestern Beitrag im »Weltspiegel« (kdh, 5.5.2003 16:56)
Kambodscha hast Recht, das war eine besonders üble Sache von Kissinger (navy, 5.5.2003 14:48)
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last modified: 05.05.2003
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