Das Häslein Gernegroß
Ein Pferd und ein junges Häschen treffen sich zufällig auf einem Feldweg. Das Pferd schnupperte an dem Häslein, schubste es unsanft zur Seite und sagt: »Was bist du doch für ein unscheinbares kleines Tier. So klein wie du sollte man nicht sein. Du bist sicher zu nichts nütze«.
Das Häschen hatte selber schon oft bedauert, daß es so klein war. Durch den Spott des Pferdes war es in seinem Selbstwertgefühl sehr getroffen. Ganz verstört blieb das Häslein am Wegrand sitzen und ließ sich von dem großen, schönen Pferd beleidigen.
»Na ja«; sagte das Pferd nach einer Weile, "ich werde meiner Wege gehen, mit so etwas kleinem wie du werde ich mich nicht länger unterhalten.
"Das Häslein schaute voll Kummer und Neid dem schönen, großen Pferd nach.
»Ach«; stöhnte das Häslein, »wäre ich doch auch so groß, dann würde mich niemand mehr beleidigen. Bestimmt würden mich alle Menschen und auch alle Tiere nur beneiden und bestaunen. Das Leben macht mir keinen Spaß mehr, wenn ich doch nur groß wäre«.
So jammerte das Häslein eine ganze Zeit vor sich hin. Da hörte es auf einmal eine Stimme, die aus dem Baum kam unter dem das Häslein saß und vor sich hin jammerte.
»Was jammerst du denn in einem fort«? fragte die Stimme. »Bist du krank oder was«?
»Ich bin nicht krank«, sagte das Häslein mürrisch, »aber du, laß mich in Ruhe, wer du auch bist«.
Das Häslein glaubte, es würde schon wieder ein großes Tier kommen und es auslachen.
»Gut aufgelegt bist du ja nicht«, sagte die Stimme aus dem Baum. »Was für einen Kummer hast du denn? Sag's mir, vielleicht kann ich dir helfen«.
»Helfen, du«? sagte das Häslein, »zeig dich doch erst einmal, damit ich sehe wer du bist«.
Ein lautes Lachen schallte aus dem Baum. "Sehen kannst du mich nicht, aber ich will dir sagen, wer ich bin. Ich bin der Kobold Siehst-mich-nicht...
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