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oedipus rector schrieb am 8.4. 2013 um 13:21:43 Uhr über

Generalstabschef

Der größte preussisch-deutsche Generalstabschef war Helmut v. Moltke gewesen, der von 70/71. Dieser große Feldherr war nicht nur Sieger in drei Kriegen, sondern auch der begnadeter Schöpfer einer bis dahin einzigartigen Organisation: dem preussisch-deutschen Generalstab. Dieser war nicht nur die Zentrale Führungsinstanz des Heeres gewesen, sondern vor allem auch eine Bildungseinrichtung. Die Karriere eines Generalstabsoffiziers, die schon im Leutnantsrang beginnen konnte, begann mit Lehrgängen an der Kriegsakademie, die nicht nur originär militärische Ausbildung, sondern auch Allgemeinbildung vermittelte. Die Kriegsakademie war eng verzahnt gewesen mit der Humbolt-Universität, die für die Kriegsschüler spezielle Lehrveranstaltungen angeboten hatte. Daran schloss sich Tätigkeit unmittelbar im Generalstab selbst an, und sodann wieder ein Truppenkommando. Und so ging das ein Berufsleben lang: Truppenkommando - Kriegsakademie - Generalstabstätigkeit. Der oftmals satirisch gebrauchte Spruch »Der preussische Leutnant kann alleskommt nicht von ungefähr. Diese Lebensweise war natürlich prägend, weil ein Generalstabsoffizier sich niemals irgendwo niederlassen konnte, alle paar Jahre zwischen Berlin und den Garnisonen hin und her versetzt wurde. Aber damit wurde ein Korps von tausenden und zehntausenden theoretisch wie praktisch hochgebildeter und Erfahrener Offiziere geschaffen, die universell einsetzbar waren. Ihr Erfolg reichte bis in taktische Kleinigkeiten hinein: waren zwei Generalstabsoffiziere als benachbarte Truppenkommandanten voneinander abgeschnitten, ohne Nachrichtenverbindung - trotzdem konnte jeder der beiden das Handeln seines Nachbarkommandanten weitgehend voraussagen, weil er die Lage nach denselben Prinzipien beurteilte, wie er selbst. Die ungeheuere Leistungsfähigkeit des preussisch-deutschen Heeres beruhte nicht zuletzt auf dieser genialen Einrichtung. Sogar das hohe Vertrauen des einfachen Soldaten auf seine höheren Führer beruhte darauf: man wußte, daß in den hohen Stäben und beim Generalstab selbst keine »Schreibtischstrategen« saßen, die - wie der unseelige Adolf Hitler - blind für die Schwierigkeiten der Praxis Truppeneinheiten wie Spielzeugklötzchen hin und her verschoben, sondern nahezu ausschließlich Offiziere führten, die genausolange Dreck gefressen hatten, wie die meisten Landser selbst.


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