Als Teen wurde ich zum Geigenuntericht angemeldet; in der Musikschule war kein anderer Platz im Instrumentalunterricht frei. Ungerne und ohne Motivation habe ich so ein paar Jahre hinter mich gebracht, und war froh, als keiner mehr fragte, und ich nicht mehr hinging. Der Geigenkasten mit meiner Geige lag nun 18 Jahre auf unserem Dachboden herum.
Und auf einmal, Anfang diesen Jahres, da war es, als müsse ich etwas suchen. Ich suchte ohne zu wissen was, und fand den Geigenkasten. Ich meldete mich zum Geigenunterricht an, ohne vorher nachzuschauen, was nach so langer Zeit noch in dem Geigenkasten seien würde. Ich ging zur Musikschule und öffnete den Geigenkasten. In ihm lag eine Violine, die aussah, als hätte ich sie erst gestern dorthin zurück gelegt. Nur eine der vier Saiten machte empört »pling«, dabei wußte ich noch nicht einmal, wie sie hieß.
(G-eh D-u A-lter E-sel ...endlich zum Unterricht.)
Plötzlich wußte ich, das sie mir fehlt, oder vielmehr das, was man mit ihr kann.
Und auch wenn ich handwerklich noch nicht besonders gut spielen kann, so wird meine Motivation belohnt mit der Möglichkeit, auch jetzt schon mit ihr ausdrücken zu können, was ich nicht aussprechen kann. Die Musik wird in einem Moment erlebt und ist im nächsten Moment schon Vergangenheit. In der Wiederholung macht sie bereits eine Entwicklung durch, und wird nie dieselbe sein wie zuvor.
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