Ich war froh, als wir endlich an der Hotelbar saßen, und ich das erste Bier meines neuen Lebens als Frau serviert bekam - in der Klinik hatten sie mir keines geben wollen, mir aber gesagt, bei meinem Ausflug solle ich ruhig Alkohol trinken, wenn mir danach wäre. Schwester Monika würde schon auf mich aufpassen - meine Körperspenderin hätte auch gelegentlich Alkohol getrunken, es wären keine Probleme zu erwarten. Also saß ich da in meinem kurzen schwarzen Schlauchkleid auf dem Barhocker, und sah dem Barkeeper zu, wie er ein Weizenbier einschenkte. Monika bleib beim Mineralwasser. »Sorry« flüsterte sie mir ins Ohr »Dienstanweisung« Na denn prost, sagte ich - und bekam schon den ersten Schluck kaum herunter. Es schmeckte widerwärtig bitter, wie abgestandene Pisse. Monika sah, wie ich das Gesicht verzog. »Du wolltest ja unbedingt mal ein Weizenbier trinken, hast Du gesagt!« Sie sprach sehr laut, und lachte. Neben uns standen Männer und Frauen, die ebenfalls lachten. Es waren auch Deutsche. »Jaja, Frauen und Bier !« Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoß, und war dankbar, für Monikas Hand auf meinem Arm. »Es ist wirklich scheusslich! Ihh !« brachte ich heraus, und rettete mich in einen Hustenanfall. Aus der Gruppe neben uns löste sich ein Typ so um die Vierzig - lichtes braunes Haar, Hawaihemd und Goldkettchen, weisse jeans: der typische Fahrlehrer, und begann, auf mich einzusprechen. Frauen und Bier und überhaupt, und ob er mich zu einem Cocktail einladen dürfe, und ob wir auch gerade angekommen wären, und ich registrierte nur zu gut, wie seine Augen an mir hoch und runter glitten, an meinen Brüsten immer wieder hängenblieben, und zwischen meine Schenkel spähten. Monika rettete die Situation, in dem sie aufstand, von hinten ihre Arme um mich schlang, ihren Kopf auf meine Schulter legte, und dem Fahrlehrer leise, aber sehr bestimmt erklärte, daß es unser erster gemeinsamer Urlaub wäre, wir wären erst seit ein paar Wochen zusammen. Der Fahrlehrer wich zuerst etwas zurück, aber war nicht so leicht abzuwimmeln: er hätte ja garnix gegen ein Lesbenpärchen. »Aber wir haben was gegen Männer.« hörte ich mich sagen, und lehnte mich an Monika, zog ihre Arme an meinen Bauch, schmiegte mich an ihrer Wange. Der Fahrlehrer guckte nochmal blöd, und zog sich dann entgültig zurück, wurde mit hämischem Grinsen wieder von seiner Truppe empfangen. »Das war doch garnicht so schlecht, Süsse!« flüsterte Monika mir ins Ohr. So ist es also, eine Frau zu sein. »Dem Wichser hätte ich am liebsten das Bier übergekippt.« Ich solle mich beruhigen, meinte Monika. Das wäre eines der Dinge, mit denen umzugehen ich jetzt lernen müsse.
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