Als ich die Augen öffnete, sah ich nur weissgrau - die Decke. Dann bemerkte ich über mir dieses Trapez, und Infusionsflaschen.Die letzten Erinnerungen schossen durch meinenKopf: Die Autos, die vor mir ineinandergerast waren, sich in Sekundenbruchteilen zu einer Wand aus Schrott vor meinem Motorrad aufgebäumt hatten, in die ich dann hineinfuhr, und alles schwarz wurde. Dann beugten sich weisse Kittel mit bebrillten Gesichtern über mich. »Hallo - können Sie mich hören?« Und ich fühlte, wie man mich in meinen Arm kniff. Mein Arm fühlte sich merkwürdig weich an. Ich versuchte, mich weiter umzusehen. Ich lag in einem Krankenhausbett. Ein Arzt sprach auf mich ein. Alles wäre in Ordnung, alles bestens verlaufen, ganz unerhört viel Glück hätte ich gehabt, und noch einiges mehr, was ich aber schon nicht mehr richtig verstand. Mein Kopf schmerzte, und meine Kehle war trocken. Von rechts unten kam eine Frauenhand auf mich zu, und berührte meine Stirn. Mir kam es vor, als ob es meine Hand wäre, aber das konnte ja nicht sein. Es mußte die Hand einer Krankenschwester sein. Auch meine Stirn fühlte sich merkwürdig glatt und weich an. Ich mußte total verwirrt sein, daß kommt vor nach Narkosen und nach Komazuständen, ging es mir durch den Kopf - ich ja vor Jahren mal operiert worden. Dann fühlte ich, wie mich eine Frauenhand am Arm packte, und den Arm wieder mit sanftem Druck von meinem Kopf nahm, und neben meinen Körper ablegte. Ganz ruhig sollte ich sein, sprach die Schwester auf mich ein. Die Ärzte wechselten bedeutungsvolle Blicke. Ein älterer Arzt nickte, worauf ein jüngerer Arzt sich wieder zu mir herunterbeugte. Wichtige Dinge hätte er mir jetzt zu sagen, und er wünschte, daß er es mir schonender beibringen könnte, aber diese direkte Methode sei leider die einzig Mögliche. Mein Gehirn sei das einzige Organ von mir gewesen, daß den Unfall überstanden hätte, hätte konserviert werden und in einen Spenderkörper implantiert werden können - nach mehreren Jahren. Es sei der erste Versuch dieser Art am Menschen gewesen, und er scheine bislang sehr gut zu verlaufen. Doch leider sei der einzige Spenderkörper, der zu meinem Gehirn gepasst hätte, der einer jungen Frau von 26 Jahren. Das sei jetzt mein Körper. Sie hätte sich erschossen, sei aber als Organspenderin registriert gewesen. Sie sei eine kerngesunde und sehr hüpsche junge Frau gewesen - ich würde mich sicher schnell daran gewöhnen, und mich sehr wohl fühlen ... Da wurde mir wieder alles schwarz vor meinen Augen.
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