Der Begriff »Gegenöffentlichkeit« beschreibt Medien und Methoden, um Informationen, die in den Massenmedien nicht vorkommen, publik zu machen. Oft ist mit Gegenöffentlichkeit auch der Inhalt der Information selbst oder die Gesamtheit der Adressaten dieser Information gemeint. Der Begriff entstand mit dem Versuch der Neuen Sozialen Bewegungen, Öffentlichkeit für ihre Themen zu schaffen.
Begleitend zur Schüler- und Studentenrevolte erschien nach 1968 im deutschsprachigen Raum eine Fülle von Kleinst- und Alternativzeitungen.
Peter Engel und W. Christian Schmitt konnten 1974 für die Zeit seit 1965 ca. 250 Alternativzeitungen feststellen.
1986 nannte das Verzeichnis der Alternativpresse, das vom Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten (ID) herausgegeben wird, ca. 600 mehr oder weniger regelmäßig erscheinende Zeitungen und Zeitschriften.
In den siebziger Jahren entstanden unter dem Begriff Gegenöffentlichkeit zunächst in den Universitätszentren, bald in jeder größeren Stadt sogenannte Stattzeitungen wie das „Blatt“ in München, „Klenkes“ in Köln oder „De Schnüss“ in Bonn. Sie erreichten Auflagen von bis zu 20.000 Exemplaren und boten den verschiedenen Gruppen, die in der Lokalpresse nicht zu Wort kamen, ein Forum. Themen, die sie aufgriffen, wurden später auch von der etablierten Presse entdeckt.
Das Spektrum reichte von der Vergangenheitsbewältigung über den Umweltschutz bis hin zur Anti-Atom-Bewegung. Die einsetzende Spezialisierung ließ eigene Zeitschriften der Frauenbewegung, von Mietervereinen, Umwelt- und Ökogruppen entstehen.
Die Selbstauflösung der politischen Gruppen spiegelte sich auch im großen Stattzeitungssterben Ende der Siebziger Jahre.
Parallel dazu lief der Aufschwung der gefälligeren, kommerzialisierten Stadtmagazine wie „Ketchup“ aus Heidelberg, „Tip“ und „Zitty“ aus Berlin und vieler anderer.
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