(Dieser Akt sollte »Kabelkasten« heißen, weil sie aber meinten, ich sei die satanische Hure, kann ich keine neuen Stichwörter mehr von meinem Arbeitsplatz generieren. Die Geschichte soll mit den bereits vorhandenen Stichwörtern zu Ende erzählt werden. Keine unvollkommenen Sachen sollen hier stehen, ich will doch wissen, wer im tiefsten Höllenkreis sich befindet, also laufe ich weiter und ihr mit mir.)
»Kabelkasten«
Dante und Höllenbesucher verlassen das Lokal im Räuberhöhlenschwarzmarkt und nehmen die übernächste Straßenschlucht. Talabwärts geht es durch ein ca. 500 Meter entwurzeltes Waldstück. Am Pfadende steht ein hell erleuchtetes Haus, auf einem Krähenfuß und mit dem Wind sich drehend. Meterdicke Kabel und Schnüre hängen heraus, winden sich wie wilder Efeu um Fenster und Türrahmen. »Was ist das für ein seltsames Haus mit dicken Kabeln daran?«.
Dante sagt: An diesem Ort können die Verfluchten Seelen in die Lichte Welt Wünsche und Grußbotschaften übermitteln: E-mails, SMS, MMS und Faxe setzen sie hier auf und nehmen sie auch entgegen."
Höllenbesucher: »Da hätt ich was mitzuteilen!«
Dante: »Du kannst da nicht rein, du gehörst nicht zur Hölle. Sie können dich riechen. Sie riechen die lichte Unschuld deiner Welt und sobald sie wissen, das du nicht zu Ihnen gehörst, werden sie dich in ihre pulsierenden Kabel einwinden. Die Schnüre, die da sind und die du für unbelebte Plastikleiter hälst, sind lebendig pulsierende Ausweidungen menschlicher Gehirne, geschlachtet von den Blastermetzgern in ihrem dunklen Kellergewölbe, Gedärm unvorsichtiger Touristen, die kamen so wie du! Sie nennen ihre grausame Kabelverschweißarbeit «Rastafari". Zuerst öffnen sie dir die Schädeldecke, entnehmen alles Sschnurartige und die Blasterfrauen flechten aus den ausgeweideten Synapsen dicke Stränge, zwirbeln und rollen sie auf und wiederholen den Vorgang solange, bis ein meterdickes Stück Kabel entstanden ist, das sie in ihre Höllenmaschine einbauen können.
Höllenbesucher: »Aber wie gerne würde ich kurz oben Bescheid geben, daß ich gut angekommen bin, der Sorgen keine sind, mein Mentor Herr Dante ist.«
Dante: Kannst dir sparen deine Worte über mich, Dante heißen Fussballspieler, mich kennt da oben keiner mehr.
Besucher: »Herr Dante, gibt es denn wirklich keinen Weg hinein und unbeschadet wieder heraus?«
Stirnrunzelnd reicht ihm Dante jetzt ein Fläschchen Öl mit stark riechender Bergamotteessenz: »Hier, nimm das, damit wird es gehen. Verteile es auf Hals, Gesicht und Hände, aber spute dich, schreibe deine Nachricht schnell, das Öl wird schwächer. Dir bleibt eine halbe Stunde. Kommt einer zu dir und reicht dir überaus zuvorkommend ein Getränk, weißt du, daß sie dich gerochen haben. Dann lauf, so schnell du kannst, mein Freund, zu mir zurück! Nimmst du ihr Getränk an, fällst du in tiefe Bewusstlosigkeit und bist verloren. Sie werden dich verarbeiten, dir dein Kopfinneres verzwirbeln, um ihre Höllenmaschine damit neu bereichern zu können. Gehirnstrangkabelleiter Überirdischer sind stets Mangelware in der Hölle, gehandelt wie pures Gold, daher befindet sich dies Haus gleich neben dem Räuberhöhlenschwarzmarkt, «Blasterstube» oder «Höllenkasten" wird es genannt.
Der Höllenbesucher, das Haus versunken betrachtend: »Warum haben sie überall pinkfarbene Gardinen außen dran und warum tun sie den Stoff nicht innen rein, sondern lassen es außen im Freien hängen? Kein Mensch hängt seine Gardinen vor das Äußere vom Fenster!«
Dante: »Das sind keine Gardinen, mein Freund! Das sind die Herzhäute derer, die sie bereits verkabelt haben und die Häute ihrer Herzen hängen sie zum Trocknen raus und benutzen sie später wie Microfasertücher zum Reinigen ihrer höllischen Bildschirme.«
»Ihhh!«, sagt der Höllenbesucher, »Ihhh!« sagt auch Dante.
Unerwartet geht alles gut, unser Höllenbesucher schreibt seine Nachricht an die Wartenden und ehe der Zeiger auf die Viertelstunde vorrückt, verlässt er die höllische Blasterstube. Dante, sichtlich erleichtert, spricht: "Oft gingen arme Seelen hier hinein in dieses Haus und Wochen später hingen dann Gehirndärme und Herzhaut außen heraus. Nicht selten war darum mein Rundgang hier bereits beendet. Nur Zwei Kilometer sind es noch zum heutigen Ziel, dort wollen wir rasten und morgen laufen wir ein Stockwerk tiefer.
Höllenbesucher: »Wieviele Stockwerke hat die Hölle?«
Dante: »Drei sinds, die Ersten beiden liegen nahe beieinander, das Letzte Stockwerk fahren wir.«
Besucher: »Hat die Hölle einen Fahrstuhl?«
Dante: »Nein, aber Kreaturen, die uns hinunter fliegend tragen werden. In meinem Text sinds noch mehr Kreise, doch woher sollt ich zur Lebzeit wissen, was ich ehemals nur konnte ahnen?« Psst! Sprich nicht mehr! Gehen wir auf Zehenspitzen, dein Öl hat nachgelassen, der Wind weht ungünstig in ihre Richtung. Schnell! Voran! Lauf!"
(Dante und Höllenbesucher hauen schnell ab)
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