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Matthias Hagedorn schrieb am 17.1. 2005 um 17:38:50 Uhr über

Gedichte

Versehen mit einer wunderbaren Akustik steht auf einem Plateau zwischen Haarstrang und Möhnetal, nahe der Möhnetalsperre, die romanische Kapelle »Drüggelte«. Als zwölfeckiger Zentralbau wurde die Kapelle vermutlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut.

Der Klang der Kapelle gab der Rezitation einen Nachhall, den A.J. Weigoni durch ironische Brechungen vor dem weihevollen bewahrt. Seine Skepsis allem Pathos gegenüber, selbst dort, wo er sich anbietet, lässt aufhorchen.

Bei der Jürgen-Diehl-Hommage auf »Drüggelte« ging es um die Wahrhaftigkeit des Wortes. Die Arbeiten, die zum Vortrag gelangen, sind tonale Kompositionen mit sprachlichen Mitteln. Die ArtistInnen vermögen es, poetische Performances zu Ereignissen zu machen, weil sie den richtigen Rhythmus und die angemessene Melodie finden. Unangestrengt schaffen sie geflüsterte, gesprochene Sprachkunstwerke. Das Mondäne vereinigt sich mit dem Musikalischen, der Intellekt mit dem Sinnlichen. Die ArtistInnen lassen mit Lust an der gesprochenen Sprache, an der Schönheit von Worten Tonfall, Melodie und Rhythmus hören.

In „Adagio“ kontrastieren phasenweise die Harmonien der Musik und der eher Disonanzen thematisierende Text. Das zugleich analytische und spielerische der Textfolge korresponidert mit der Tatsache, dass Musik und Mathematik verwandte Ursprünge haben. Man könnte die Musik gespielte Mathematik nennen.

Die »Jürgen-Diehl-Hommage auf «Drüggelte" ist ein Platz für den artistischen Bau autarker Sprachkonstrukte ausserhalb der alltäglichen Rede und normierter Sprachregularien. Dieses Freigelassene, Strömende entsteht durch Präzision, Klarheit und Konzentration. Die Arbeiten oszillieren zwischen dem lyrischen Protestgedicht und dem politischen Liebesgedicht.

Einst waren Interpreten Barden, Schamanen, Seher, Troubadoure, waren Reisende in Sachen Liebe und Moral...- im digitalen Zeitalter geht der Schrift der Sinn, und damit die Sinnlichkeit, immer mehr verloren; so scheint es jedenfalls. Diese Veranstaltung soll daran erinnern, was Poesie ursprünglich war: Gesang, Melodie und Rhythmus, Reim und Versmass, Litanei und Mythos.

Matthias Hagedorn

Zur Ausstellung erscheint die CD-R »Amaryll«. Sie ist erhältlich über: über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de


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