Was quer durch alle politischen Lager der Szene ignoriert oder verleugnet wird, ist die Tatsache, dass die Skinheadkultur ursprünglich ein Ableger der Homomaskulinität war. Mitte der 60er Jahre war eine kleine, aber extrem aktive Clique homosexueller Londoner Dockarbeiter auf der Suche nach einem neuen und besonderen Kick. Die mehrheitlich sehr kräftig gebauten Männer waren unzufrieden mit den ihnen durch das sogenannte Fisting vermittelten Sinnesreizen und suchten nach einem stärkeren Stimulantium. Man vermutet, dass es der 21jährige David Haddock war, der 1966 als erster die Technik des sogenannten Skulling erprobte, bei welcher der Schädel des aktiven Partners in die Analöffnung des empfangenden Parts eingeführt wird. Diese Technik traf in dem erwähnten Zirkel auf begeisterte Zustimmung; hatten bis dahin zeittypische Frisuren der Beat– und Modszene dominiert, so erforderte das Skulling, teils aus hygienischen, teils aber auch aus erotischen Gründen von den Partizipanten eine Neuorientierung: Der typische 0–3 mm–Haarschnitt war das Gebot der Stunde. Während in der Folgezeit langhaarige Blumenkinder über die Carnaby–Street flanierten, hallten die an der Themse gelegenen Kasematten des Eastends wieder von den Lustschreien der Skuller. Obwohl die Szene in den folgenden Jahren, wie es für Trends typisch ist, sich auch in Kreisen verbreitete, die den extremen Techniken der Analdehnung eher zweifelnd gegenüberstanden, hat sich in der Skinheadkultur stets ein beträchtlicher Prozentsatz der Anhänger zu den Wurzeln der Bewegung bekannt.
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