Besuch in der neuen Wohnung des Hausmeisterehepaars. Die ungefilterte Virilität Herrn W.'s bewundert, die selbst bei solch hohem Besuch, wie wir ihn doch letztlich darstellten, nicht vor einer skrotumbetonenden Jogginghose zurückschreckte, die etwas deplaziert zu dem vergoldeten Besteck wirkte, das seinerseits etwas übertrieben zum Zwiebelrostbraten war. Im Esszimmer endlose Plaudereien über all–inclusive–Urlaube in der Dominikanischen Republik und auf Sri Lanka ertragen, dennoch gelegentlich in ein gerührtes Salz–der–Erde-Gefühl verfallen, das jedoch durch Einschübe wie »die Neger im Flugzeug vor uns - ich nenne sie immer scherzhaft 'Teerpappen'« stets schnell relativiert wurde. Viel Alkohol zum Zeichen der Gastfreundschaft, darunter auch Hochprozentiges; unter anderem ein touristisches Mitbringsel, ein dominikanischer Kräuterschnaps, dessen reichliche ethnobotanischen Ingredienzien noch der Flasche beigefügt waren und dem ganzen den Anblick des Inhalts einer Biotonne verliehen. Dieser Schnaps sei, wie uns Herr W. fröhlich-dröhnend versicherte, zur Anregung der männlichen Vitalität gedacht, und so nahm ich trotz des medizinischen Geschmacks auch das zweite angebotene Glas zu mir, in der Hoffnung, mir diesen Abend noch schönficken zu können. Seine Gattin hätte ich in diesem Falle jedoch in das plüschtierübersäte Wohnzimmer gesperrt.
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