"ich ging unter Eichenlaub in finsteren Stunden, doch es war mir nur selten dunkel ums Herz. Hohen Geistes ging ich entlang mit meinen Begleitern und wir rasteten nicht des Tags noch rasteten wir des Nachts. So waren wir, denn wir waren in caritas, in der Glorie, in welcher der Gerechte in Gott lebt. Ich schreibe dir dies aus windumtoster Wüstenei, fast als müsste ich mich hier seiner Gnade vergewissern, denn diese Tage sind schrecklich. Finster ist die Landschaft, obgleich es hier auf Meilen keine Bäume gibt. Das Meer ist allezeit schwarz und schon seit Wochen haben wir, so scheint es uns, nicht den Ruf auch nur einer einzigen Möwe gehört. Nachts lassen wir stets das Feuer brennen, auch wenn dies aus anderen Gründen gefährlich ist, aber wenn das letzte Licht den Himmel verlassen hat, fangen die Wölfe an, ihr Lied zu singen. Bruder Fritolf hat vor fünf Tagen einen der Ihrigen erschlagen, so nah kommen sie zu uns. Auch die Menschen hier sind wie Wölfe. Sie stehen reglos auf dem Feld wenn wir vorbeiziehen und starren uns an. Wenn wir uns dann, gleichsam um uns zu vergewissern, noch einmal nach kurzer Zeit umdrehen, dann sind sie verschwunden. Obwohl das Auge hier weit und breit über das Land schweifen kann und kein Busch noch Hügel ihm im Wege ist. Die Menschen verschwinden als ob sie in den Boden fahren würden. Neulich haben sich einige von ihnen uns in den Weg gestellt. Unser Dolmetsch hatte große Not, uns zu übersetzen, denn auch die, welche der Sprache dieses Landes kundig sind - auch ich bin es ja - verstehen ihre Zunge kaum. Sie waren voll Hass. Sie wollten uns zwingen Umzukehren. Wir ließen uns nicht beirren. Habe ich eben noch erwähnt, wir hätten seit Tagen nicht die Stimme der Vögel gehört, so hallt das Sternenzelt jetzt unter den Schreien der Krähen, die aufs offene Meer hinausgeflogen sind. Ein Walfisch mag verendet sein. Gott sei uns gnädig, gestern sahen wir in der Dünung nahe des Ufers einen toten Pelikan treiben...
Wir gehen Morgen wieder mit dem Abendstern, und Gott wird es fügen, daß wir ihn auch wieder begleiten werden, wenn er seinen Lauf geändert hat
bete für uns, dein Bonifatius
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