21) Gesell über die bereinigte Quantitätstheorie!
Immer wieder wird die Behauptung aufgestellt, daß Gesell den Einfluß des Giralgeldes nicht erkannt hat und daß eine Umlaufsicherung auf Bargeld allein nicht wirksam wäre.
Nun fand ich in einer Broschüre aus dem Jahre 1922 !?! (Die Ausbeutung, ihre Ursache und ihre Bekämpfung) eine Passage, die das Gegenteil beweist. Er schreibt da wie folgt:
/// Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, heute ein ganz irrationaler Begriff und Hauptfaktor der Preisbildung, der alle Bemühungen für eine wissenschaftliche Erklärung zu Schanden machte, wird mit dem Freigeld in eine Konstante verwandelt und braucht, weil sie eine Konstante geworden ist, überhaupt nicht mehr in Rechnung gezogen werden.
Die Quantitätstheorie, die als die bereinigte Quantitätstheorie bezeichnet wurde, gab von der Preisbildung die mathematische Formulierung:
G x U/W - K = P
Praktisch war damit nicht viel anzufangen, weil Umlaufgeschwindigkeit und Kredit unkontrollierbare willkürliche Größen waren und außerdem die Geldmenge durch die Deckungsvorschriften an ein Gut gebunden war, das Gold, dessen Beschaffung vom Zufall abhängig war.
Mit dem Freigeld wird die mathematische Formel der Preisbildung zurückgeführt auf die Formel, die der ursprünglichen, der sogenannten rohen oder naiven Quantitätstheorie zugrunde gelegt wurde, nämlich: Geldmenge geteilt durch die Warenproduktion gibt den Preis./// EQ
Bemerkenswert daran ist, daß er dabei Kredit ( also Giralgeld) wohl bei der bereinigten Quantitätstheorie anführt (K), ihn aber bei der, durch das Freigeld auf die ursprüngliche rohe Formel zurückgeführte Quantitätstheorie wieder fallen läßt. Er stellt die Tatsache, daß mit Freigeld Kredit bedeutungslos werden wird auch sonst mehrmals in seinen Schriften dar, hat also recht klar erkannt, daß er mit Freigeld kaum mehr preisbestimmende Wirkung haben wird.
Unsere Buchgeldleute glauben hingegen, weil heute bei Inflation und relativ hohen Zinsniveau und durch die aggressive Propaganda der Banken die Bargeldsurrogate sogar dort, wo ihre im Gegensatz zum Bargeldhandwechsel hohen Kosten prohibitiv sein müßten, nämlich bei Kleinbeträgen, immer größeres Ausmaß annehmen, daß das auch bei niedrigen Zinsen der Fall sein wird.
Da täuschen sie sich aber. In dem Moment, wo Bargeld wegen zu niedrigen Zinsen nicht mehr investiert wird, werden auch Geldguthaben nicht mehr investiert. Wenn niemand mehr einen »dritten Mann« finden kann, der die Zinsen zahlen kann, bewegt sich auch das sogenannte »Buchgeld« nicht mehr. Von einem Unterlaufen der Umlaufsicherung kann also gar keine Rede sein. Auch das hat Gesell schon gesagt. Er sagte, daß bei 0% Zinsen Handelswechsel und andere Kreditinstrumente vom Markt verschwinden werden.
Bei so klaren und einfachen Zusammenhängen kann man den Verdacht nicht loswerden, daß all diese Leute, die auf der Buchgeldfrage herumreiten nur eine Agenda haben. Sie wollen die Möglichkeit eines alternativen Tauschmittels mit umlaufgesicherten Bargeld wie in Wörgl als undurchführbar hinstellen.
Damit verunsichern sie manche Leute, die besser daran täten so ein Geld vorzubereiten, um bei der nächsten Deflation gerüstet zu sein, denn das ist der einzige Weg, der sie ohne Krieg überwinden könnte. Auf eine staatliche Einführung von Freigeld zu warten ist sinnlos.
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