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Max van der Moritz schrieb am 5.8. 2002 um 13:44:53 Uhr über

Freigeld

15) Die wirksame Geldmenge!



Der ewige Streit darum, was zur Geldmenge gehört, wird wohl nie aufhören, bevor man nicht einen sauberen Unterschied macht und die Geldmenge als Teil einer Funktion ansieht.

Wer immer die Geldmenge losgelöst von ihrer Umschlaghäufigkeit betrachtet, kann zu keinen vernünftigen Ergebnissen kommen. Wer immer sich Geld als statische Masse vorstellt und ihr Verhältnis zu den Warenströmen nicht so sieht, daß der Warenstrom nur einmal fließt und daß die Waren dann vom Markt verschwinden während Geld, gleich ob in körperlicher Form oder als Zahl auf einem Konto mit verschiedenen Besitzern immer wieder dort aufscheint.

Ware ist nur Ware solange sie als Angebot auf dem Markt ist und verliert in dem Augenblick ihren Warencharakter als sie den Endverbraucher erreicht. Dann ist sie Gebrauchsgut geworden.

Die Zahl auf einem Konto ist, so gesehen, genau so wenig ein Bestandteil der WIRKSAMEN Geldmenge als der im Sparstumpf steckende Geldschein. Es gehört nur dann zur wirksamen Geldmenge wenn es immer wieder (mit wechselnden Besitzern) als Nachfrage auf dem Markt auftritt.

Die Quantitätstheorie des Geldes stellt Geld deshalb auch als Geldmenge mal durchschnittlicher Umlaufgeschwindigkeit dar. Prinzipiell sind da auch die unbeweglichen und damit unwirksamen Teile der Geldmenge enthalten, weil eben unbewegliches Geld die DURCHSCHNITTLICHE Umlaufgeschwindigkeit senkt.

Nun ist die Frage, was man zur Geldmenge rechnen soll schon viel leichter zu lösen und ob man nun nur Bargeld als Geldmenge ansieht und Giroüberweisungen als körperlosen Umlauf ansieht, wie ich es der einfacheren Verständlichkeit wegen tue oder Giroguthaben zur Geldmenge rechnet, wie es bei vielen Nationalökonomen üblich ist (M1) ist relativ bedeutungslos. Man muß sich allerdings darüber klar sein, daß Giralgeld eine andere Umlaufgeschwindigkeit als Bargeld hat und darf deshalb nicht einfach Bargeld und Giroguthaben als M1 addieren mit der Annahme, daß es sich um gleich wirksames Geld handelt.

Wirksames Geld ist Menge mal durchschnittlicher Umlaufgeschwindigkeit also

G x U. Wenn man also ganz genau sein will, müßte man M1 trennen in G1 (Bargeld) und G2 (Giralgeld) mit entsprechenden Umlaufgeschwindigkeiten U1 und U2 und statt G x U, (G1 x U1 + G2 x U2). Man kann bargeldlosen Verkehr aber auch anders einbeziehen.

Th.Christen hat schon vor 70 Jahren für Geld die Formel G x U (1 + h) gebraucht, wobei h für Handelscharakteristik steht und darstellt, daß je nach Entwicklung des Bankwesens mehr oder weniger Geldbewegungen bargeldlos gemacht werden. Je entwickelter das Bankwesen ist desto mehr bargeldloser Verkehr kann auf einer dünnen Bargeldgrundlage aufgebaut werden und desto labiler wird das ganze System und wer den Geldkreislauf nun losgelöst von den dazu gehörigen Warenfluß getrachtet, könnte zu der Meinung kommen, daß man auf diese geringfügige Bargeldmenge auch noch verzichten könne. Das kann man vielleicht auch, aber dann muß man auch auf die Marktwirtschaft verzichten. Tatsächlich verändert sich die Handelscharakteristik, also das Verhältnis von baren und unbaren Geldbewegungen nur sehr langsam. Nur bei einer Depression verlangsamen sich die unbaren Bewegungen wesentlich schneller als die Barbewegungen.

Bargeldlose Geldbewegungen ersetzen Geldbewegungen des Bargelds aber Geldguthaben sind eben Geldguthaben und nicht Geld. Wenn man erst einmal anfängt Geldguthaben zur Geldmenge zu rechnen gibt es keinen einleuchtenden Grund nicht auch Sparguthaben dazuzurechnen und bald hat man einen derart nebulösen Geldmengenbegriff, daß man nichts mehr damit anfangen kann und zum Schluß alles dazu rechnet, was zu Geld gemacht werden kann.

Die Absurdität einer solchen Anschauung, kann man an Hand der Sparkonten recht leicht nachweisen. Es handelt sich da um Summen, welche die Bargeldmenge um eine Vielfaches übertreffen, aber, man kann, mit gewissen Beschränkungen sich dafür Bargeld geben lassen. Was würde aber passieren, wenn das alle Sparer tun würden?

Woher würden die Banken das dafür nötige Bargeld nehmen?

Dasselbe, wenn auch in etwas geringeren Ausmaß gilt auch für die Girokonten. Ohne das Überbringerpapier Geld auf dem preisbestimmenden Endverbrauchermarkt, können sich keine gerechten Preise bilden. Diese Preise sind aber die Grundlage des Geldwertes. Sie machen erst das Geld zu einem Wertmesser.

Hohe Preise für ein bestimmtes Gut senden das Signal, daß dieses Gut knapp ist und daß man gut verdienen kann es zu erzeugen und anzubieten. Niedrige Preise für ein bestimmtes Gut zeigen den Anbieter des Gutes, daß er sich besser einer anderen Beschäftigung zuwenden soll. Es zeigt ihm, daß das Angebot dieses Gutes zu hoch ist, es also ein Überangebot daran gibt.

Auf einem freien Markt bilden sich so die Preise nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Gibt es ein Überangebot bei einem Artikel, sinkt sein Preis. Gibt es einen Mangel bei einem anderen Artikel, steigt sein Preis. Kurzfristig können allerdings Monopole und Monopolpreise das Preissystem verzerren.

Genau dasselbe gilt aber auch für das Geld. Gibt es zuviel davon, steigen im Allgemeinen die Preise der Güter. (Wohl bemerkt, im Allgemeinen, die Preise einzelner Güter können trotzdem sinken.) Gibt er zu wenig Geld, sinken die Preise im Allgemeinen. Die Quantitätstheorie des Geldes zeigt diese Zusammenhänge sehr gut und meine Waage als graphische Darstellung dieser Theorie auch.

Die Bedeutung und der Wert der Nummern auf den Konten, ist so vom Bargeld und seinem Wert auf dem Markt abhängig und auch hier sind es Monopole, die zeitweilige Preisverzerrungen verursachen können.

Wer Umsätze zwischen Kreditformen, die ohne Bezug auf Warenbewegungen geschehen und die praktisch nichts anderes sind als (meistens spekulative) Geldmarktumsätze zum Geldumlauf rechnet, kann nicht sehen, daß diese Umsätze prinzipiell nichts anderes sind als Umtausch eines Geldsurrogates für ein anderes wie der Umtausch eines 20 Dollarscheines für vier 5 Dollarscheine.

Diese Umsätze, welche ein vielfaches der mit dem Warenstrom als Bezahlung verbundenen Geldbewegungen ausmachen, sind aber für ihre Wertmessung von echten mit der Waren und Dienstleistungsbezahlung verbundenen Geldbewegungen abhängig. Hier und nirgendwo anders wird der Wert des Geldes bestimmt.

Alles Geld gehört nur dann zur wirksamen Geldmenge, wenn es kaufend auf dem Waren und Dienstleistungsmarkt auftritt.

So ist es ein belustigendes Schauspiel, die 98% der Bewegungen auf dem Geldmarkt zu sehen, auf die alle wie gebannt starren, während die 2% welche mit Warenbewegungen verbunden sind im Verein mit den »geringfügigen« Bargeldbewegungen, welche heute »nur« mehr als Kaufsummen für Güter und Leistungen gebraucht werden den wahren Wert des Geldes bestimmen, von dem es abhängig ist, was man für die Zahlen auf den Konten wirklich kaufen kann.

Unsere Geldmengentheoretiker sollten einmal darüber nachdenken, was geschehen würde, wenn »ihre« Geldmenge auf dem Gütermarkt wirklich kaufend auftreten würde....

Silvio Gesell erklärte die Sache noch viel einfacher, indem er einfach Geldguthaben als Kreditverhältnisse nahm und dann einfach die durch Kredit vom Markt genommenen Waren vom Warenangebot abzog. Genial einfach: P = GxU/W-K. Wenn man also U verstetigen kann und die Bargeldmenge genau kontrollieren kann, ist es auch möglich bei jeder auch immer angebotenen Warenmenge den allgemeinen Preisstand stabil zu halten - ohne wenn und aber.







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