12) Gedanken über die Goldwährung!
Wenn man die Argumente der alten Nationalökonomen für und gegen die Goldwährung im Gegensatz zu Bimetallwährungen liest, ist es manchmal zum Lachen. Eine reine Papiergeldwährung wie wir sie heute haben, war für sie sowieso völlig im Bereich des Unfaßbaren und die Goldwährung hatte etwas Mystisches an sich. Banknoten bezogen ihren Wert durch ihre Einlösbarkeit in Gold und das stellte für sie einen Wert an sich dar.
Man muß sich das einmal vorstellen. Da legten sie einen festen Goldpreis fest und dann wunderten sie sich, daß das Gold immer den gleichen Preis hatte während sich alle anderen Preise laufend änderten. Das war doch wirklich mystisch. Da gab es einen Stoff, der seinen Preis nicht änderte. Daß ein fester Preis von Anfang an festgelegt worden war, entschwand ihren Gehirnen und deshalb rätselten sie einen Wert an sich ins Gold, welches so zum Wertmaßstab aller Dinge wurde.
Was ist aber ein Goldstandard oder eine Goldwährung anderes als die Festlegung des Preises eines einzigen wirtschaftlich relativ unbrauchbaren Gutes. Gold!
Aus dieser Tatsache des festen Goldpreises zogen sie dann den Schluß, daß das Gold ein über den Marktgesetzen stehender Wertmaßstab sei.
Also zuerst setzen sie einen festen Goldpreis ein und dann wundern sie sich, daß es seinen Wert behält, während alle anderen Preise von denen die meisten wesentlich wichtiger für die Wirtschaft sind, schwanken. Das ist Irrsinn!
Nun sollen zwar die einzelnen Preise schwanken damit der hohe Preis eines Gutes einen Mangel daran anzeigt und damit den Anbietern des Gutes einen Anreiz bietet, mehr davon zu erzeugen. Ein niedriger Preis, der vielleicht sogar die Gestehungskosten nicht mehr deckt, zeigt im Gegensatz dazu ein Überangebot dieses Gutes an und das soll auch so sein. Dadurch wird seine überflüssige Erzeugung gedrosselt.
Was aber nicht sein soll ist ein allgemeines Steigen aller Preise ( Inflation) oder ein allgemeines Sinken aller Preise. ( Deflation) Das ist immer auf ein Mißverhältnis des Tauschmittels zum Waren und Dienstleistungsangebot zurückzuführen.
Doch zurück zum Gold. Das einzige was man für eine Goldwährung oder goldgedeckte Währung sagen könnte ist. daß damit einer uferlosen Geldvermehrung gewisse Grenzen gesetzt werden können. Das ist alles! Aber selbst diese Grenzen werden von den Staaten regelmäßig durchbrochen indem einfach die Goldeinlösepflicht aufgehoben wird.
Der Schutz vor einer Inflation ist also auch mit einer Goldwährung recht zweifelhaft und für diesen unsicheren Schutz muß man in Kauf nehmen, daß mit ihr eine für die Wirtschaft noch viel schädlichere Deflation so gut wie vorprogrammiert ist. Wie wir aus der Geschichte der Wirtschaftskrisen wissen sollten, ist zwar das Sinken einzelner Preise, weil es der „ asset allocation" dient zu begrüßen aber ein allgemeines Sinken der Preise bringt die Wirtschaft an den Rand des Abgrundes. Dieses allgemeine Sinken wird aber durch die Goldwährung, welche eine Verschatzung des Tauschmittels und daduch sich ergebenden Mißverhältnis zum Warenangebot fördert, hervorgerufen.
Natürlich ist das hemmungslose Drucken von Papiergeld genau so schlimm und unsere Wirtschaftswissenschaft hat sich in diesem Jahrhundert damit tatsächlioh nicht viel Ruhm erworben und solange die Nationalbanken und auch die europäische Zentralbank keine bessere Methode finden die Geldmenge einzuschränken als höhere Zinsen, ist die ausufernde Verschuldung und die später zum Schuldenabbau notwendige Inflation nicht aufzuhalten.
Die Summen,um die es sich hier dreht sind unvorstellbar. Die Vereinigten Staaten haben zum Beispiel den Gegenwert von fast 600,000 Tonnen Gold zum heutigen Preis als Staatsschulden. Das ist die fünffache Menge allen bis zum heutigen Tag geschürften Goldes der ganzen Welt. Wie sich da jemand eine Golddeckung des amerikanischen Dollars vorstellen kann, ist mir schleierhaft. Alle 120,000 Tonnen der ganzen Welt würden nicht reichen.
Noch klarer wird es wenn man die Schuld in Weizen zum jetzigen Preis ausdrückt. Die Menge Weizen, die man dafür bekommt, würde die Amerikaner für 6,000 Jahre mit Brot versorgen! Da müßten sie also 6,000 Jahre lang hungern, um die Schuld abzutragen. Das allein ist unvorstellbar, aber es kommt noch schlimmer. Die Schuld muß ja verzinst werden. Bei nur 3.6% Zinsen verdoppelt sich aber in 20 Jahren die Schuld durch Zins und Zinseszins. Da müssen die Amerikaner also alle 20 Jahre den Gegenwert von 6,000 Jahren Brot an Zinsen zahlen und haben dann noch nicht einmal einen Dollar der Schuld abgezahlt.
Diese Zahlen kann jeder Volksschüler nachrechnen außer vielleicht die Zinseszinsrechnung, aber die kann jeder Bankbeamte machen. Nur unsere Nationalökonomen können das anscheinend nicht. Ich schrieb da einmal an Milton Friedman, den man wohl als prominenten Nationalökonomen bezeichnen kann folgendes: „With only 7.2% interest and the paying of this interest by new debts - so compounding them - debts double every 10 years."
Das ist doch eine ganz einfache und leicht nachvollziehbare Aussage aber seine einzige Antwort darauf war eine handschriftliche Bemerkung am Margin. „Nonsense». Auf meine Frage, was da der Unsinn sei, oder ob er die Richtigkeit dieser Zinseszinsrechnung anzweifle, antwortete er leider bisher nicht. Ich hatte ihn mit unseren Briefwechsel anscheinend doch zu sehr in die Enge getrieben und es trat das ein, was mir ein junger Freund aus den Staaten schon vorausgesagt hatte, dem ich diesen Briefwechsel zu lesen gab. Er schrieb mir: „...he wont answer any more because they have no answers!«
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