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Max van der Moritz schrieb am 5.8. 2002 um 13:39:28 Uhr über

Freigeld

7) Geld, Tauschmittel oder Wertaufbewahrungsmittel?

Um es gleich am Anfang zu sagen, Geld kann nicht beides gleichzeitig sein. Besser gesagt dasselbe Geld kann nicht beides sein, wohl aber können ein Teil der Geldmenge als Schatzmittel ge(miß)braucht werden. Da es aber keinen Unterschied zu erkennen gibt, weil der Geldschein, der im Tresor liegt nicht anders ausschaut als der umlaufende sind die Grenzen verwischt und niemand kann sagen welcher Teil der Geldmenge seine Arbeit als Tauschmittel tut.

Leider ist das aber nicht nur ein theoretisches Problem sondern entscheidend für den Ablauf der Wirtschaft. Nur die tatsächlich umlaufende Geldmenge und ihr Verhältnis zu den Warenströmen bestimmt den allgemeinen Preisstand und damit den Wert des Geldes. Potentiell kann aber das als Wertaufbewahrung benützte Geld jederzeit auch wieder zum Tauschmittel werden und damit das Verhältnis zwischen Waren und wirksamen Geld verändern. Zu viel Geld bedeutet aber Inflation und wird das von anderen Besitzern von als Wertaufbewahrung gehaltenen Geld bemerkt, stürzen sie damit auch auf den Markt und die Inflationsspirale beginnt sich noch schneller zu drehen.

Solange allerdings nur wenig Geld aus den Geldguthaben nachfragend auf den Gütermarkt strömt, läßt sich die Illusion erhalten, daß diese Geldguthaben das wert sind, was das umlaufende Geld am Markt wert ist und die Geldbesitzer sind zufrieden und erfreuen sich weiter an dem Traum, daß die Guthaben auf den Konten wirklich so viel wert sind. Sie werden in diesen Glauben dadurch bestärkt, daß sie ja jederzeit etwas davon abheben können und sich reale Dinge mit dem Papier kaufen können. Erst wenn das viele Leute tun wollen, stellt sich ihr Irrtum heraus.

Dieselbe Illusion haben übrigens auch die Spieler an den Börsen. Weil niemand Aktien verkauft, die im Preis steigen, werden nur wenig verkauft. Die Börsenspieler sonnen sich im Wohlgefühl ihrer Papiergewinne und glauben, daß die Papiere wirklich so viel wert sind.. Erst wenn mehr Leute verkaufen als kaufen, fällt das Kartenhaus zusammen.

Beim Geld gibt es aber da noch einen anderen Haken. Die Leute haben ja dieses als Schatzmittel gebrauchte Geld meistens nicht im Tresor oder unter der sprichwörtlichen Matratze liegen, sondern sie oder ihre Bank haben es ausgeliehen um Zinsen zu bekommen. Wenn sie nun merken, daß dieser Schatz trotz durch die Zinsen nominal steigender Summe weniger wert wird, bleiben ihnen nur zwei Möglichkeiten. Sie können von ihren Schuldnern mehr Zinsen verlangen um das auszugleichen. Das wird auch getan, nur sind dem Grenzen durch die Zahlungsfähigkeit der Schuldner gesetzt.

Besonders bei den Staaten der dritten Welt stellt sich dann oft heraus, daß die Schulden sehr faul geworden sind und die Geldgeber und deren Banken verwenden dann ihre politische Macht und beeinflussen den Staat und damit den Steuerzahler für ihre Verluste aufzukommen. Wir sind allerdings nun auch am Ende dieser Methode angekommen, weil der einzige Steuerzahler, der Mittelstand, langsam aber sicher zermahlen wird.

Die wirklich Reichen und die großen internationalen Corperationen zahlen ja keine Steuern und die ganz Armen können keine zahlen und wollen noch dazu auch, genau so wie die großen Verlierer vom Staat, also vom Steuerzahler des Mittelstandes subventioniert werden. Immer mehr Mitglieder dieses Mittelstandes fallen aber nun auch aus. Entweder treibt sie der Steuerdruck in die Pleite und sie enden bei den Armen, oder sie geben freiwillig den ungleichen Kampf auf und versuchen mit den geretteten Resten ihres Vermögens ein ruhiges Leben zu führen.

Die zweite Möglichkeit ist die, das Geld einzutreiben und reale Güter dafür zu kaufen. Auch das wird gemacht und oft enden dann die Geldgeber mit den realen Gütern ihrer Schuldner ab, die sie ihnen in Zwangsverkäufen billig abgenommen haben. Ein wahrhaft erbauliches Spiel, welches ein Geld ermöglicht, das als Wertaufbewahrungsmittel benützt werden kann.

Von den Deflationszeiten, wo Geldrückzug fallende Preise und damit Krise und Abeitslosigkeit erzwang wollen wir erst gar nicht reden, aber auch hier ist es dasselbe Geld, welches seinen Dienst als Tauschmittel verweigert, weil es als Wertaufbewahrungsmittel einen größeren Vorteil durch fallende Preise hat.

So geht es seit Jahrtausenden und niemand will sehen, daß dieses Geld einen Konstruktionsfehler hat. »Money does not matter« sagen sie und beziehen dafür noch gute Gehälter als Professoren der Wirtschaftswissenschaften. Kein Historiker kann erklären, warum die alten Zivilisationen untergingen und daß es an diesem Geld liegen könnte, sehen sie als Vertreter der „höheren» Wissenschaften natürlich auch nicht und die Religionen sehen die Schuld an der «Sündhaftigkeit" der Menschen., nur nicht dort wo sie wirklich ist. Im unscheinbaren Konstruktionsfehler unseres Tauschmittels, des Geldes, welches erlaubt, daß es straflos als Wertaufbewahrungsmittel gebraucht werden kann.

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