Irgendwann hatte er den Spielplatzdschungel gründlich satt, der ja doch mehr einer Wüste glich, denn einem Urwald; mit seinem endlos vielen Sand und der Gluthitze.
Gewiß hätte man ein Vermögen für ein Glas Wasser ausgegeben in dieser ausgedörrten Welt, hätte man nicht nur Taschengeld besessen und hätte einem der Wirt des nahegelegenen Gasthauses nicht bereitwillig kommentarlos und ohne einen Pfennig zu verlangen mit dem kühlen Naß versorgt.
Doch jetzt war Schluß damit!
Unser Freizeittarzan, der seinen wahren Namen am liebsten verschwieg, weil er sich dessen schämte, machte sich auf, einen Ort zu finden, an dem er buchstäblich im Wasser versinken konnte:
das Freibad West -genannt WESTBAD!
Schon beim ersten Betreten dieser Badeanstalt verliebte er sich in diesen Ort praller Lebensfreude und ausgelassenen Treibens.
Das tiefblaue Wasser des großen Beckens, die aufschäumende Gischt bei den Sprungtürmen, das damals noch spärliche Grün der Anlagen ja selbst das Kitzgelb des uringeschwängerten Babybeckens waren Farben, die seine Sinne belebten, die er allzu oft zwischen Buchdeckeln und unter Physikformeln und Französischvokabeln begraben hatte.
An Sommernachmittagen erledigte unser Tarzan seine Hausaufgaben im Schnelldurchlauf. Die Aufregung, das Badefieber packte ihn, er mußte raus, mußte sich aufs Rad schwingen und konnte sich erst entspannen, wenn die kühlen Fluten des Westbads seine Haut berührten.
Hier fiel alle Anspannung, die Frustration und Verzweiflung von ihm ab, die sich in seinem engen, begrenzten Schülerleben zwischen Hausaufgaben und Prüfungsstreß tagtäglich an ihn hefteten, an ihm klebten wie zäher, ekliger Schleim und erst wieder hier in diesem heilenden Jungbrunnen abgewaschen wurden.
Der Leser kann sich vorstellen, wie sehr unser Held unter den langen Wintern litt, die für ihn schon Mitte September begannen und erst im Mai durch die Eröffnung der Badesaison ihr Ende nahmen. Lange quälende Monate von Regeln gegängelt, zum Pauken verdammt, die Kreativität von öder Langeweile erstickt -Freude, ein Fremdwort.
Fortsetzung folgt
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