Es ist an der Zeit, eines der letzten Tabuthemen aufzugreifen und zu diskutieren. Traditionelle Werte verfallen mit der gleichen Geschwindigkeit, wie das Anspruchdenken des verwöhnten Bundesbürgers wächst. Wir befinden uns am Anfang eines Jahrtausends des hemmungslosen Ge- und Verbrauchs. Grenzenloser Konsum inmitten einer hektischen Hetzjagd nach Neuem bestimmt das Leben des modernen Menschen. Altes, Störendes und Bewährtes wird immer schneller und gewissenlos entsorgt. Dieses „gelernte“ Verhalten hat auch Auswirkungen auf Liebe, Ehe und Partnerschaft. Niemand hat Zeit und Lust die Belastbarkeit emotionaler und vertraglicher Bindungen bis an die Grenzen zu testen. Man kann es nicht ändern, plötzlich, erst unbewusst, dann immer stärker spürt man es. Es ist soweit. Lust ist nur noch Vergangenheit. Wie über Nacht hat eine besondere Art der Lähmung die früher glückliche Beziehung befallen. Sex wird zur leidigen Pflicht und ist darum ein lästiges Muss. Es ist nicht nur das Körperliche, auch der Gebrauchswert verfällt mit zunehmendem Konsum und zur Wohnzimmereinrichtung passt sie auch nur noch durch Wegsehen. Vielleicht hängt man noch an ihr, wie an einem alten Möbelstück und die Entscheidung zwischen Behalten und Entsorgen wird von Tag zu Tag und Woche für Woche hinausgezögert. Die Gründe für den langwierigen Entscheidungsprozess sind einfach, Ersatz muss zeit- und kostenintensiv gesucht werden. Die Alternativen von Versteigerung, Tausch oder Abschaffung werden prophylaktisch, aber ohne Ergebnis durchdacht. Eine zeitgemäße Idee muss her und zwar schnell. Die Welt wartet darauf und hier ist sie, die überragende und erfolgreiche Lösung aller Probleme. Sie lautet: Frauentausch
„Frauentausch“ klingt zunächst einfach und nach einem harmlosen Experiment für dekadente Großstadtbürger. In der Theorie tauscht Mann mit beliebig vielen Gleichgesinnten so lange die Frau, bis der Zustand der größtmöglichen Zufriedenheit erreicht ist. Aber ohne perfekte Organisation und weitreichende Verbindungen scheitert das Vorhaben schon in der Planungsphase. Klare Regelungen für einen reibungslosen und sozialverträglichen Tauschablauf, ohne Einmischung des Gesetzgebers sind erforderlich. Was liegt näher, als die klassische, soziale Marktwirtschaft, mit dem konträren Ideengut von Karl Marx zu kombinieren. Nur dann kann Frauentausch in der gewünschten Qualität und Tauschfrequenz funktionieren.
In einer modernen und funktionierenden Frauentauschkultur gibt es keine Gewinne, denn zwei Nutzer tauschen gleichwertige Güter. Der ausbeuterische Mehrwert, den jeder raffgierige Händler als seinen Anteil auf eine Ware aufschlägt, entfällt. Der neue Nutzer hat die Vorteile einer neuen Frau und auf die Nachteile muss der Andere erst mal kommen. Wenn er sie früher oder später entdeckt, tauscht er sie einfach weiter. Damit das System des Frauentauschs auch funktioniert, muss die etwas abgenutzte, aber meist für vielerlei Tätigkeiten noch brauchbare Ehefrau eine klare und allgemein akzeptierte Wertdefinition, vergleichbar mit den bekannten DIN-Normen oder TÜV-Zertifizierungen bekommt. Nur dann kann aus einem alltäglichen Gebrauchsgut ein von Nützlichkeitserwägungen geprägter Tauschwert entstehen. Jerry Lewis gab mir den Tipp, dass jeder Mann eine Frau die Kopfschmerzen hat, sehr gern gegen eine andere eintauscht, die welche verursacht. Oder anders ausgedrückt: Man tauscht nur, wenn die Alte dem Neuen lecker serviert wird, damit er seine leckere Alte gern abgibt, damit man mal wieder etwas Leckeres zum Nachtisch hat.
Zum Schluss möchte ich meiner Leserschaft noch das geheime Erkennungszeichen aktiver Frauentauscher verraten. Innovative Frauentauscher sind eine Gemeinschaft von intelligenten und aktiven Wissenden. Damit Sie sich lieber Leser, in der global vernetzten Welt der Frauentauscher nicht einsam fühlen, und Gleichgesinnte und Tauschwillige sofort erkennen, erhalten Sie jetzt das geheime Erkennungszeichen zum Zugang in diesen exklusiven Kreis:
Strecken Sie den Zeigefinger Ihrer rechten Hand horizontal aus. Dann halten Sie die Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger senkrecht nach oben und halten Sie ihn etwa fünf Zentimeter vor Ihr rechtes Auge (nicht das linke Auge, das rechte Auge und nicht „ins“ Auge, sondern vor Ihr Auge). Sie kennen jetzt das geheimnisvolle Begrüßungszeichen, an dem Sie aktive Frauentauscher erkennen. Bitte praktizieren Sie dieses Erkennungsritual bei einer Ansammlung von mindestens zwei Personen, aber verraten Sie dieses Zeichen in keinem Fall an Uneingeweihte und schon gar nicht ihrer tauschfähigen Frau. Vielen Dank für Ihr konspiratives Mitwirken.
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