"Obwohl sie die Hälfte der Menschheit stellen, liegt der Anteil des von Frauen emittierten Methans, nach wie vor der aussagemächtigste Indikator für die humane Darmgasproduktion, nur zwischen 38,5 (Studie Bells/Welsh 1999) und 42 Prozent. Mögliche Erklärungsmodelle gibt es viele; ein Gutteil von ihnen ist jedoch durchsetzt von unwissenschaftlichen Mythen und interessengelenkter Fehlinterpretation, wie sie erst kürzlich in einem Aufsatz der feministischen Enterologin Joanne Fishers mit dem bezeichnenden Titel 'Subtler systems - gender and flatulence' nachzulesen waren. Die Frau, der evolutionär optimiertere Organismus, effizienter bis in die enzymatische Aufspaltung und andere Verdauungsprozesse hinein? Solche Ansätze greifen zu kurz und diskreditieren die noch junge Wissenschaft der Genderbiochemie mehr, als dass sie den wissenschaftlichen Diskurs ernsthaft bereicherten. Was aber nun sind die Ursachen für die um bis zu 20 % verringerte Darmgasausscheidung der Frauen? Ist das schöne Geschlecht wirklich auch das reinere? Ja und nein, aber der Reihe nach:
- Ein wesentlicher Faktor der Minderflatulenz ist der weltweit in unterschiedlichsten Kulturen nachweisbare geringere Alkoholkonsum. Besonders die relative Zurückhaltung beim allpräsenten Bier wirkt sich hierbei aus, wobei neben der europäischen Spielart auch das stark blähende afrikanische Hirsebier in die Betrachtungen einbezogen werden muss. Aufgrund ihrer verringerten Alkoholtoleranz trinkt die 'Durchschnittsfrau' deutlich geringere Mengen als der Mann, was sich drastisch auf die Methanproduktion auswirkt: Ab einer Bieraufnahmemenge von mehr als 2 % des Körpergewichts steigt die Flatulenzrate nicht mehr linear, sondern fast exponentiell an.
- Selbstverständlich geht mit gesteigerter Nahrungsaufnahme auch eine vermehrte Darmgasproduktion einher. Hier nun wirkt sich das fast weltweit zu beobachtende größere Figurbewusstsein der Frau auf die Statistik aus. So haben etwa in Deutschland 48 % aller Männer, doch nur rund 31 % der Frauen Übergewicht. Dass dieser Faktor nicht stärker zu Buche schlägt, ist auf den vermehrten weiblichen Konsum von Diät– und Lightprodukten sowie den sogenannten Cerealien zurückzuführend, welche allesamt als hochgradig flatulenzfördernd zu gelten haben.
- Eine marginale Rolle hingegen spielt die in den Studien stets gebetsmühlenhaft betonte soziale Kontrolliertheit der Frau: Auch wenn der tägliche Windabgang im gesellschaftlichen Miteinander bei ihr geringfügig niedriger ist, wenn man Statistiken über öffentliches Flatulieren heranzieht (vgl. Gesine Breker: Öffentlichkeit und Flatulenz, Heidelberg 2004), spricht der hohe Anteil von Frauen, die tagsüber ohne den Kontrolldruck eines beruflichen Umfelds ihrer Hausarbeit nachgehen und sich dabei selbstredend ungeniert ihrer Blähungen entledigen können, eine beredte Sprache. Und selbst die abgeschlossensten Gesellschaften finden Mittel und Wege, ihren natürlichen Bedürfnissen zu folgen, die 'Furzräume' etwa, welche die Journalistin Francine Dubois neben den eigentlichen Damentoiletten in öffentlichen Gebäuden der saudischen Hauptstadt Riad als erste Nichtmuslima für France Soir dokumentierte.
- Negativ auf die weibliche Flatulenzstatistik wirken sich vor allem zwei Faktoren aus: Die vermehrte Darmgasproduktion in der ersten Schwangerschaftshälfte und die größere Lebenserwartung, zumal die ausgestoßene Methanmenge im Alter aufgrund der geronten Enzymreduktion noch einmal deutlich ansteigt.
Fazit: Frauen sind, wenn gleich vermutlich in geringerem Maße als bislang angenommen, tatsächlich das geringer flatulierende Geschlecht. Im gemeinsamen Kampf gegen die Erderwärmung sollten derlei Parteilichkeiten jedoch zugunsten eines geschlechtsübergreifend solidarischen Handelns in den Hintergrund treten."
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