Auch unsere bis in die kleinsten Lebensbereiche durchprofanisierte Gesellschaft kennt noch Zonen der heiligen Scheu. Dazu zählt auch das Frauenfurztabu. Während bollernde Bauarbeiter und miefende Bürohengste in engen Aufzügen inzwischen ein fester komödiantischer Topos sind, haftet der Furzerin das Odium des Unerhörten an. Um so bahnbrechender jener Marx–Brothers–Film, in dem die große Duenna Margaret Dumont sich zum Sitzen anschickt, und jener unerhörte Ton erfolgt; jedoch, wenn ich mich recht entsinne, mit Hilfe eines Furzkissens durch Harpo simuliert. Die einzige filmische Dokumentation eines Frauenfurzes, die sich in meinem Besitz befindet, ist ein Urlaubsvideo von 1988, in welchem eine Reisebekanntschaft inmitten der prähistorischen Dolmen der Provence ziemlich mächtig losknallt. Das ist natürlich nicht zu sehen, zumal die Aufnahmen ohnehin viel zu dunkel sind, aber an der irritierten Reaktion der entsprechend vorbereiteten Betrachter merke ich stets aufs Neue, daß künftigen Frauenfurzbeauftragten noch ein ganz schöner Berg Arbeit ins Haus steht.
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