1) Größter deutscher Kurort, idyllisch zwischen den grünen Hängen des Taunus, den kunstvoll durch trditionelle Drainage erzeugten Trockensavannen-Biotopen des Hessischen Riedes, der saftigen Überfülle der permanent luftgedüngten Wetterau und den sapropel-angereicherten Auen des Untermains gelegen. Bezieht aus seinen Randgebieten Rohwasser, das es mit einer großen Vielfalt an organischen Stoffen und Metallsalzen anreichert und in nie versiegendem Strom gen Westen als »Main« wieder abgibt. »Main« ist die abgekürzte Form von:»Mainst' flaich, deß der des woannersde besser gehe tät', aaler Dippedapper, dann mach' dich ab, awwer mach de Schleus' widder zu, deß net de ganse Soss' von de Offebächer hier nunnerkimmt, gell?!«
Neben einem geschmacksneutralen, länglichen und hübsch rosa eingefärbten, von hochwertigen Separator-Proteinen zusammengehaltenen Mikrofaser-Agglomerat namens »Frankforder Werschtscher« verfügt dieser Kristallisationspunkt rapider Folgen kulinarischer Höhepunkte über einen Zero-Energy-Drink namens »Ebbelwoi«, dessen Auswirkungen auf die Verdauungstätigkeit als wahrhaft durchschlagend bezeichnet werden dürfen. Auch der Handkäs' ist nicht zu verachten, welcher, im fernen Harz gekäst und bereits vollständig fermentiert, nach altem Brauch im Sommer auf dem Dach der Postkutschen zur endgültigen Reife und Entfaltung eines unbeschreiblichen Bouquets an den Main geschaukelt wurde.
Sofern die »Musick« nicht mit dem Handkäs' zur Vermeidung einer Instantvollnarkose dargereicht wird, wird sie in Frankfurt von einfühlsamen Professionellen wie dem Frankfurter Kurorchester* und den »Strassenjungs« zum besten gegeben. Es besteht ein reger Austausch mit interessanten fernöstlichen Kulturen, wie der aus Zhongguo, woher die Frankfurter Philharmoniker stammen, und der großen Ebenen am Fuße des Waldes der Oden, deren Auewiesen und Galeriewälder »Badesalz« und einst »Flatsch« und die »Todgau Monotones« hervorgebracht hatten.
Das architektonische Ensemble Frankfurts kontrastiert auf interessante Weise mit der lieblichen Landschaft, in die es eingeschmiegt da liegt wie das kleine Problemkind in seinem Himmelbettchen. Nähert man sich der Stadt auf der A7, so erspäht der Reisende, kaum dass er die dunkelgrünen Wälder des Vordertaunus im Rücken hat, die vielgestaltigen Gewächse des Spätbauhaus und der Postmoderne. Der Kurort hat zu allen Zeiten Architekturpatienten in großer Zahl angezogen und war vor allem im Laufe der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auf die Heilung der damals grassierenden Epidemie des Bau-Hau's spezialisiert, eines Leidens, dem nur durch die ultimative Selbstkonkretisierung des Betroffenen wirksam begegnet werden kann. Die Zeugen der großen Frankfurter Heilkunst sind heute schon aus 30 km Entfernung zu bestaunen.
Ein verwandter Virenstamm, der das gefürchtete »Postmodern« auslöst, eine Baunekrose, die überladene bodendeckende Wucherungen hervorbringt, konnte in Frankfurt durch die einfache Therapie des Entzugs aller Haushaltsdrogen zum Aussterben gebracht werden, nicht ohne sichtbare Hinterlassenschaften dieser historischen Pest im Stadtkern und an der westlichen Peripherie.
Vorbildlich wurde von den Honoratioren des Luftkurortes zu allen Zeiten auf die Erhaltung des wertvollen Reizklimas geachtet. Nachdem in früheren Epochen die Versorgung mit stick- und schwefeldioxidhaltigen Aerosolen durch intelligente Ansiedlungspolitik gesichert war, muss nun, als Notmaßnahme gegen den Verlust der einstmals strategisch im Westen wie im Osten positionierten und im Zuge verfehlter Umweltpolitik des Bundes geschlossenen Werke von Höchst und Cassalla, im Süden Ersatz geschaffen werden. Einem weiteren Problem, der Änderung des Mikroklimas - Wechsel der Windrichtungen von West oder Ost auf Süd bis Südwest -, kann durch planerische Weitsicht mit derselben Maßnahme paroli geboten werden, und als dritte Fliege, die mit dere Schlabbe zu klabbe ist, wird die Anreisemöglichkeit für Kurgäste noch bequemer gemacht: Ein Ausbau des Flughafens garantiert die ganzjährige Versorgung der Stadt mit wertvollen Kerosin-Aerosolen, Stickoxiden und feinem Turbinensurren.
* Berühmte Frankfurter Kapelle der siebziger und achtziger Jahre. Unter ihren Meisterwerken figuriert an herausragender Stelle der »Nordweststadt-Blues«. Die Kernaussage, eingängig von erdigen Kadenzen umrahmt, wird hier exemplarisch wiedergegeben:
»Isch wollt', es käm' e großer Arsch ... und tät' de ganse Noddweststadt zuscheiße...!«
2) Ei, was dann noch??
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