Yo yo yo, Bi-Ba-Bumse-Biene in tha house, frisch das Blut von der Stirn gespült. Ich meine, ich kann ja nichts dafür: es ist ja momentan vor unser eigen Toren ein Stadtfest anberaumt, dass das eintausendzweihundertjährige Bestehen der Hölle auf Erden zelebriert. Oder so. Ich fühle mich da nicht allzu involviert, da meines bescheidenen Erachtens nach die kleinfotzigen Amerikaner und die glorreiche und heldenhafte Rote Armee viel zu rücksichtsvoll ihre vorhandene Artillerie auf diese Brandmarkung des steingewordenen Elends angesetzt hat, als die Chance noch bestand. Da dem wie gesagt von seiten der Alliierten eher nur mäßig nachgekommen worden ist, fand ich mich also des abends auf diesem unsäglichen Stadtfest wieder, spärliche vier Colbitzer Pils sollten meine knappe Ration in dieser Nacht sein. Angelangt am vermeintlichen Tatort, bot sich uns ein Bild des Grauens. Ich rede hier von »uns«, da auch ich bisweilen in Begleitung agiere, in diesem Falle bin ich mit einem Trupp bekloppter Weiber unterwegs gewesen, dem sich je nach Gelegenheit und Sektlaune auch der ein oder andere Herr angeschlossen hatte. Wie dem auch sei, nach kurzem und raschem Marsch über den Breiten Weg, der gerüchtehalber Namensgeber des newyoricanischen Broadway ist, da anfang des Jahrhunderts magdeburger Stadtplaner und Architekten an dem Aufbau Manhattans beteiligt gewesen sind, aber dies ist nicht geklärt, fand man sich in einem Quartier ein, wo der Herr B. zunächst einige Bachsche Fugen auf dem Flügel im Wintergarten dahingeseiht hat, während wir anderen dreckig von der Bong zehrten. Dem müde geworden, beschloss man hierauf, den Domplatz aufzusuchen, der dereinst am schönsten anzusehen gewesen ist, als blank geputzte US-Infantry-Boots das Kopfsteinpflaster in den Elbsand gedrückt haben. Ich möchte mich hier nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen und man möge sich vorstellen, das im Hintergrund gerade Bachs »Gott, der Herr, ist Sonn und Schild« (BWV 79) leise aufspielt. Diese ganze Stadt kann man ruckzuck auseinandernehmen, undzwar mit der Kritik des Stils, des gebahrerischen Stils wohlgemerkt, da der bauliche Stil, der diese Stadt unumstritten aufs übelste prägt, ersatzlos aus dem Gedächtnisprotokoll gestrichen werden kann. Schauen wir doch einmal in diesem Zusammenhang auf die Menschen und was ich hier erzähle, ist kein Witz! Ich könnte ja mal einen Witz erzählen ... na gut, also: Warum isst der Magdeburger keine eingelegten Gurken? Weil er nicht den Kopf in das Glas bekommt. Und ähnlich verhält es sich auch mit dem Magdeburger, wenn er in gewisser Bierlaune auf andere Rottenmitglieder trifft. Um zu meiner eingangs erwähnten Stirn zurückzukehren: nicht nur, dass sich dort allmählich nicht mehr zu verleugnende Falten bilden, vielmehr kam diese heute gegenüber des magdeburger Urprolls zum Einsatz, indem ich einem Scheisser mehr oder weniger ungewollt auf sein diffuses Begehr hin eine sog. Kopfnuss verpasst habe, allerdings nicht so eine, wie sie wohlmöglich unter achtjährigen in der zweiten Klasse ausgeteilt wird, sondern richtig. Knack, Stirn auf Nasenbein, ging schnell und ich hab im Affekt gehandelt, aber dann war Ruhe. Aber ich sage mal so, der Rest des beschissenen Abends verlief gelinde, da niemand mehr unbedarft die Frauen aus unserer Gruppe vergewaltigen wollte und mir auch niemand mehr ein paar geklatscht hat. Normalerweise sind ja die tödlichsten Waffen eines Mannes sein Verstand und seine flinken Beine. Aber man muss sich das auch einmal vor Augen führen! Da kommt also ein Wichser, das sieht man gleich, da er eine sog. Insel als Haartracht sein eigen nennt. Wer nun nicht mit sachsen-anhaltinischen Bräuchen vertraut ist, wird diese Gepflogenheit wohlmöglich nicht einzuschätzen wissen. Dummerweise bin ich mit diesen Gebräuchen vertraut. Kommt also an in seiner Alpha-Jacke, hat auch eine schicke Sir-Benni-Miles-Hose an und die wahrscheinlich hippsten Nike-Sneakers der verdammten Welt, bekippt mich mit Bier und presst eine Freundin zwischen zwei Wohnwagen an einen Baum. Nun bin ich ein geduldiger Mensch und zumindest teilweise authistisch veranlagt, weil mir die emotionalen Gepflogenheiten der Menschen allmeistens fremd geblieben sind, es sei denn, der feurige Exzess verbrennt einen. Von solchen Dingen habe ich reichliche Narben, aber dies zu anderer Zeit. Ich stand also da und gucke mir das an, ganz eingedenk des Zen: Wei wu wei (»Handeln ohne zu handeln«) oder sowas in der Richtung, suche aber dank meiner operativen Fernspäherausbildung bereits nach möglichen Fluchtwegen. Irgendwann gehe ich dann mal dahin, um zu schauen und sage erstmal »n'Abend«, denn ich bin ja erstmal nett und Fräulein greift sich mich am Arm, um vorzugeben, dass ich ihr »Freund« sei, was der Spast irgendwie in den verkehrten gekriegt hat, dann, wie gesagt, kamen ein paar Bemerkungen über meine Mutter und dann auch schon das vorhin erwähnte knackende Geräusch; das Müsli hat sich wohl erstmal auf die Knie gesetzt und wir haben uns schleunigst verpisst, das kannste aber wissen. Aber hinterher konnte ich nur noch lachen, nachdem ich mich für 50 Cent in einem Scheißhauswagen grob gereinigt hatte, da waren wir nämlich in einem anscheinend exklusiven Discobierzelt, wo auf deutsch »voll die gelbe Post abging«, was haben wir gelacht. Exklusiv deshalb, weil dort ein Grupp weiblicher Teenager stand in bauchfreien Kapuzenshirts und voll angesagten Camouflage-Baggy-Pants und da kann mir keiner erzählen, dass die sich nicht in die tröstenden Arme von Mama Coca geworfen haben, um hier einmal auf eine von sck aufgeworfene Bemerkung zu beziehen, nach der von meiner Seite des öfteren der Exzess angesprochen wird. Diese Tanten also, lass sie mit Ach und Krach 18 gewesen sein, gehen also zu den heißen Hits der 80er ab wie die Hölle und belappen in einer Tour den hässlichen CJ und springen zu guterletzt auf die Bühne und machen heftig GoGo, man muss ja nebenher sehen, dass das räudige Bierzelt nur zu einem Bruchteil gefüllt gewesen ist, es war einfach nur grotesk, aber vielleicht habe ja auch ich nur 'ne Meise oder wie man so sagt. Jedenfalls hab ich der kleinen geilen Asiatin von denen mal Feuer gegeben und die hatte einen ziemlichen Fasching zu laufen, mein lieber Herr Gesangsverein ... Sülz, Laber, Frittenbude, worauf wollte ich jetzt eigentlich hinaus? Ach ja, die Sache mit der Kritik des Stils. Darüber müssen wir nocheinmal beraten, wenn es ein anderer Zeitpunkt ist, tighte nigga wie ich gucken jetzt nämlich erstmal erschrocken auf die Uhr. Unfassbar!! »Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?«
Mir ist jetzt alles egal. Ich habe nämlich Kopfschmerzen, das war nämlich eine verdammte Scheisse
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