Morgendämmerung
Zwanzig lang daran gewöhnt die Stagnation, diese Ruhe vor dem Sturm, nicht weiter zu beachten, und nur bemüht am Computer, im Fernsehsessel oder in einer Bibliothek, der Langeweile zu entgehen, überschwemmen mich plötzlich Bilder aus Tunis und Kairo mit dem Aufstand der arabischen Jugend.
Dann, fast zeitgleich, die Kernschmelze in Fukushima. Die schiebe ich ins Archiv zum Thema Tschernobyl und kümmere mich nicht weiter um diese Knallereien, weil ich an eine schnellere Lernfähigkeit der Menschen nicht glauben kann, und daher auf den nächsten Knall warte.
Vorrangig gucke ich auf den Aufstand in Libyen. Der Störfall Gaddafi will dort, »Ratten« bekämpfend, das ganze Land »Haus für Haus säubern«. Französische Mirage-Piloten retten das »Rattennest« Bengasi in der letzten Minute.
Elf Tage danach will der »antiimperialistische Kämpfer«, große »Revolutionsführer« und selbsternannte »König von Afrika«, unter seinem Geschwätz und Gefuchtel, Libyen in die Demokratie führen.
Ich gehe zu den internationalen Brigaden für die, laut spiegelonline-Foren, »Turnschuhrevolutionäre«, und beziehe Stellung gegen junge Stalinisten, alte »Friedensbewegte«, Lafontaine, Westerwelle und noch viel viel viel Spiesser. Hinter dieser Front mehr Gaddafi-Sympathisanten als in Libyen.
Fortsetzung im nächsten Brief
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