FiÜclltlingspolltik und Nazifizierung
Detlef Hartmann
In Deutschland Mrd das SY'tem der sozialen Entrech-
lung von Flüchtlingen in der Regel mit der Notwendigkeit ler Zuzugsbegrenzung begründet. Diese Funktion ist empiiisch allerdings alles andere als belegt, und auch die Tatsache, daß europäische Nachbarländer kein solches System besitzen, zeigt, laß es jedenfalls zur Zuzugsbegrenzung nicht notwendig ist. Wozu aber dann? Der Autor versucht im folgenlen Text illegalisierung und Entrechtung in den Kontext herrschaftssichernder Sozialtechnik zu stellen.
»Wie aus Nachbarn Juden werden- überschreibt Ulrich ]3eck einen Beitrag zu einem 1996 erschienenen Buch über Modernität und Barbarei. Wie aus Nachbarn Juden gemacht werden-, verbessert er sich am Ende. Werden: heute. Gemacht: technisch. Im Zentrum der neuen Barbarei sieht er die Politischen, rechtlichen, bürokratischen, medialen Techniken, die seit Jahren mit wachsender Schärfe zur Herstellung, zur Konstruktion des sozialen Feinds eingesetzt werden: gegen die Flüchtlinge, gegen die neuen Armen, gegen die Drogenabhängigen, in der AsylPolitik, der Sicherheitspolitik, der Illegalisierungspolitik, der Politik der sozialen Säuberung des Öffentlichen Raums etc. Beck sagt nicht, dies sei Nazismus. Er sagt, daß es Techniken der Nazifizierung sind, in der gewandelten Gestalt der heutigen radikalisierten (@reflexiven«) Moderne. Beck wiederholt im Gewand des Postmodernen Jargons viel von dem, was Hannah Arendt schon in Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft geschrieben hat. Sie entschlüsselt in den Techniken der Feindkonstruktion und Illegalisierung von Menschen die @Aufforderung zum
Mord' und sieht die Flüchtlingspolitik im Zentrum der Nazi84 fizierung. Sicher ist Nazifizierung kein technischer Prozeß, aber
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