Meine Schwester, wie auch der Rest unserer Familie den Spekulationen über das Übersinnliche eher abhold, erzählte mir einmal folgende Geschichte: Während eines Zusammenseins mit einigen Freundinnen sprachen diese über ihre Sammelhobbys. Hier sammelte eine Plüscheulen, die nächste hatte sich auf Merengue–Platten spezialisiert, hier saß eine Expertin für Granatschmuck, dort eine für dänische Weihnachtsteller. Meine Schwester empfand ihre totale Sammlungslosigkeit in diesem Augenblick erstmals als defizitär, und drückte die spontan geborene Idee aus, sie würde vielleicht anfangen, antike Fliesen für das Häuschen in Portugal zu sammeln, das sie und ihr griechischer Mann in einigen Jahren zu beziehen gedenken. Dieser Gedanke war bereits auf dem Heimweg wieder mehr oder weniger als bürgerliches Attitüdendenken verworfen, doch am nächsten Tag, als sie mit Umgrabearbeiten im Garten beschäftigt war, fand sie in geringer Tiefe eine etliche Jahrzehnte alte Fliese, die mit einem nachgebildeten griechischen Mäandermuster bedeckt war. Dies bewirkte in ihr eine nachhaltige Erschütterung mit nachfolgendem Sinneswandel, und seither ist die Wahl eines passenden Weihnachtsgeschenkes für ihre Angehörigen und Freunde um einiges leichter geworden.
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