Die meisten Fleischkäsebrötchen meines Lebens habe ich in meiner Zeit als Hilfsbibliothekar im Soziologischen Institut gefressen (»gegessen« wäre in Anbetracht aller Umstände dem Gegenstande völlig unangemessen). Das war 1989-92. Ich glaube in diesen drei Jahren habe ich mehr Fleischkäsebrötchen gegessen, als in den restlichen 47 Lebensjahren zusammengenommen. Das lag halt daran, daß das Edeka-Lädchen direkt unterhalb der Bibliothek lag und das Fleischkäsebrötchen recht billig war. Der Fleischkäse wurde abgewogen, je nach Fleischkäsescheibendicke kostete das Fleischkäsebrötchen zwischen ca. 1,50 und 2,50 DM, und der gemeinsame Verzehr des Fleischkäsebrötchens in den Verwaltungsräumen der Bibliothek war ein Ritual der Dazugehörigkeit. Heute, ein Vierteljahrhundert später, als das Fleischkäsebrötchen durch den Blaster wieder in mein Bewußtsein trat, überlegte ich sogar beim Passieren der Fleischerei Schröter auf der Unteren Marktstraße in Hildburghausen, auf dem Weg zur Apotheke, ob ich nicht vielleicht einmal, a`la récherce du temps perdus, wieder so ein Fleischkäsebrötchen essen sollte. Aber ich konnte nur den Kopf über mich selbst schütteln. Soweit käm's noch ! Ich habe rote Spitzpaprika zuhause, leckere Tomaten, Oliven, Fetakäse aus Schafsmilch, Thunfisch in Dosen, Vollkornbrot, Reis, 2 Sorten Pesto, Zaziki, blaue Zwiebeln, Knoblauch, ein wohlgefülltes Gewürzregal, Frischkäse, Salamiwurst, Jogurt, Äpfel, Bananen, diverse Marmeladen und Dosenfrüchte, Schokoladen- und Vollkornkekse, Nudeln, Mehl, Eier ... dieses gottverdammte Fleischkäsebrötchen kann mich echt mal am Arsch lecken - kreuzweise !
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