Fleisch schmeckt übrigens garnicht von sich aus gut, genausowenig wie Nudeln oder Salat oder Maden oder was auch immer. Alles hat irgendeinen Geschmack, ob der nun als gut oder nicht gut empfunden wird hängt mit allerhand Dingen zusammen. Zum Beispiel was man als kleines Bübchen eingeflößt bekommt und zu welcher Situation, in welcher Gegend man aufwächst und welchen kulturellen Wert ein bestimmtes Nahrungsmittel hat ...
Woher Fleisch seinen besonderen kulturellen Wert als Lebensmittel bekommt kann ich nur raten. Letztendlich wird es wohl darauf hinauslaufen, daß sich der Tier-Verzehrer ziemlich sicher fühlen kann, wenn er ein Ding aus der feindlichen Natur bezwingt und sich selbst einverleibt. Der Wert des Fleisches steigt dann mit der Größe des Triumphes oder der Schwierigkeit des Kampfes. Der Kampf ist natürlich inzwischen schon lange ausgetragen und die Schweine und Kühe wehren sich nicht mehr, stattdessen werden sie gezüchtet um gegessen zu werden. Die Macht über das Tier ist also sehr groß und genausogroß ist die Befriedigung, es zu verzehren. Öko-Bewegung hin oder her, die Krone der Schöpfung will man ja wohl immernoch sein. Vulkanausbrüche und Flutwellen, von mir aus, die können uns noch was tun, aber ansonsten haben wir doch beispielsweise Kohletagebau, Atomkraft und Amerika hinbekommen.
Interessant dabei sind spezielle Rezepte, nach denen eine Geschmacksverbesserung erzielt werden könne, indem beispielsweise Hummer lebendig gekocht und Hunde vor dem Schlachten geprügelt werden sollen. Objektiv gesehen verändert sich der Geschmack derartig behandelten Fleisches nur irgendwie, er wird eben anders als vorher. Dass dieser Geschmack dann besser ist, ist das Produkt einer Idee. Und es ist in diesem Falle die Graumsamkeit, die den Wert des Fleisches steigert. Scheinbar lagert noch irgendwo in einigen Gehirnen die Erinnerung an vom klassischen Säbelzahntiger gerissene Familienmitglieder. Die Rache oder Wiedergutmachung dafür gibt es dann als Spezialität.
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