Da sassen Al Capone und sein Bruder Alfonso, beide schon den ersten Flaum im Gesicht, hinterm Gebüsch und liessen den Kopf hängen. Und plötzlich redete der Dornbusch und Alfonso verstand, was er sagte und hub an, zu Al Capone, der's nicht verstand, zu sagen: »Du, der sagt was vom Handwerk und du sollst sofort einen Stuhl besorgen, einen aus Holz, geklaut oder selbst gebaut, ist egal und 45 Minuten Zeit hast.« und Al Capone rannte los und mit blossen Zähnen biss er ein Stück längliches Metall von einer herumliegenden Stallschaufel eines ahnungslosen Bauern und an seinen Bartstoppeln hat er's geschliffen zu Draht, das Metall, immer dünner, wie an einem Reibeisen und dünn wurde der Draht, oh ja, sehr dünn. 15einhalb Minuten brauchte Al Capone, bis er mit dem Stuhl zurück war und da sassen sie noch viele Jahre beieinander, mit ihrem Stuhl, auf ihrer Schotterwie'sn, bis sie schliesslich 15 und 12 Jahre waren. Und dieser Stuhl war es dann aber, der die Gangsterei so richtig ins Rollen brachte. Es geschah in einer kristallklaren Novembernacht, da platzte Alfonso heraus: »Der Stuhl, Al, der Stuhl, mein Gott der Stuhl !« Und Al, aus dem Tiefschlaf, antwortete: »Ich weiss schon, Bruder, der Stuhl ! Steht so rum und tut nichts zur Sache!« Da wussten beide, dass sie gute Gangster werden wollten, von Texas bis Miami und der Stuhl hatte es ihnen gezeigt. So begann eine der gaunerhaftesten Karrieren: mit einem Stuhl. Auf einem Stuhl zu sitzen, vermittelt einen ersten Hauch von angenehmer Lebensart, weckt Wünsche, Hoffnungen und Träume. Und nach Jahren des Sinnens und Ringens um den Zweck des Stuhls, da merkten sie's. Der Stuhl wurde fortan das Equipment zu einem unermesslich grossen Gangsterimperium. Nach drei Jahren stand neben dem Holzstuhl, den Al Capone aus Maria Luigis Haus gestohlen hatte, eine reichgedeckte Tafel mit wirklich geilen Stühlen. Stühle, in deren Lehnen Ornamente geschnitzt waren, doch Al Capone sass auf jenem Stuhl, der ihm zu seinem ersten und grössten Coup verhalf: einer geeigneten Basis zum Nachdenken. Und am Ende seines Lebens wurde Al Capone dann noch ein guter Mensch und verschenkte den Gangstamachastuhl an seinen Cousin Gustave und Gustave aber fand den Stuhl schrecklich und verstand auch nicht die Geschichte hinter dem Stuhl. Als Al Capone gestorben war, kam das Möbel in irgendeine texanische Kleinstadt, keiner weiss was genaues und ob er noch lebt oder vielleicht doch schon unter die Räder kam, dem Feuer verfiel... Doch entfesselte dieser Stuhl eine Maschinerie von Gangsta und Fesselspielen in der amerikanischen Unterwelt in den Zwanziger/Dreissiger Jahren, deren Ausläufer bis ins Repräsentantenhaus reichten. Auf seiner Visitenkarte gab sich Al Capone denn auch Zeit seines Lebens als Möbelhändler aus. Den braven, geschäftstüchtigen Stuhlliebhaber zu mimen, darauf hatte ihn natürlich auch wieder nur- sein Stuhl- gebracht.
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