Oh Gott, Karneval! Im letzten Jahr bin ich davon ja völlig überrascht worden. Ich wohnte damals seit etwa einem Jahr in meiner Wohnung und hatte für den Rosenmontag meine Schwester und ihren Mann eingeladen, damit mein Schwager meinen Computer reparieren konnte. Im Jahr zuvor war am Rosenmontag nichts passiert. Doch an diesem Rosenmontag füllte sich plötzlich die Strasse. Die Einkaufsstrasse war plötzlich voll von Menschen. Mir kam ein schrecklicher Gedanke, den ich zu verdrängen versuchte, aber es hatte keinen Sinn. Bald darauf ging es los. Rumtata! Tschingelingeling! Dängedängedäng! Ein Rosenmontagszug! Durch die Innenstadt! Direkt vor meiner Haustür! Stundenlang fuhren grässliche Karnevalswagen unter meinem Fenster vorbei, und Kapellen schmetterten Tärä-Musik, und Funkenmariechen tanzten wild herum. Die Menschen standen mit Regenschirmen vor meiner Haustür, um die Plombenzieher, die Kamellen, aufzufangen. Und immer wieder dieses Helau-Geschreie! Überall öffneten sich die Fenster, und die Leute glotzten. Gegenüber drängelten sich die Fotografen des »Stadtspiegel«, der kostenlosen, 2-mal-wöchentlich erscheinenden Stadtzeitung im Fenster und wurden regelmässig mit Bonbons bombardiert. Mein Besuch erreichte mich nicht, weil die Strassen gesperrt waren. Am nächsten Tag erfuhr ich dann, dass solches hier alle zwei Jahre passiert. Gut, dass in diesem Jahr Ruhe ist.
|