Familienpuff

In Sachen Sex haben deutsche Frauen offenbar heute ein solides Selbstbewusstsein. Laut einer Studie, die von der Sexualwissenschaftlerin Ulrike Brandenburg mit initiiert wurde, sagen 89 Prozent von knapp 500 befragten Frauen ihrem Partner offen, wenn sie im Bett etwas Neues ausprobieren wollen. 87 Prozent haben angegeben, dass sie es auch in die Tat umsetzen würden. 67 Prozent haben Spaß daran, ihren Körper zu zeigen, und 65 Prozent fühlen sich in ihrer Sexualität nicht durch gesellschaftliche Normen unter Druck gesetzt. Allerdings sieht die Wirklichkeit anders aus, erläutert Brandenburg in der Psychologie-Zeitschrift »emotion«. Zwar stammen die Zahlen aus einer standardisierten schriftlichen Befragung von Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, doch in Einzelgesprächen mit einem Teil der Frauen hat sich ein anderes Bild ergeben als durch die Befragung. Nur wenige von ihnen konnten tatsächlich uneingeschränkt mit ihrem Partner reden; für die Hälfte war Sex als Gesprächsthema sogar komplett tabu. Auch das überraschende Ergebnis der Hauptstudie, wonach Frauen keine Orgasmusschwierigkeiten haben, bestätigte sich in den Gesprächen nicht: Während Frauen allein in der Regel schnell zum Höhepunkt kämen, bereite der Orgasmus während des Geschlechtsaktes in vielen Fällen Stress. Zudem gaben Dreiviertel der Frauen im Gespräch an, sich durch sexuelle Normen beeinflusst oder stark gestresst zu fühlen; nur eine fühlte sich davon völlig unabhängig.