Die Kongressresolution von Zaragoza war laut Bernecker die einzige von allen Fraktionen des
Anarchismus und Anarchosyndikalismus getragene Entschliessung ueber den
nachrevolutionaeren Gesellschaftsaufbau. In ihr ist eine Dominanz der Positionen der FAI deutlich
erkennbar. ihren Inhalt fast Bernecker folgendermassen zusammen:
"... Ziel der anarchistischen Revolution war der freiheitliche Kommunismus, dessen 'soziale und
ethische Prinzipien' ein nur durch die Leistungsfaehigkeit der Wirtschaft beschraenktes
Gueterverteilungssystem sowie der allein durch die individuelle 'physische und moralische
Verfassung' beschraenkte 'groesstmoegliche Einsatz eines jeden Individuums' waren. Die
Revolution muesste die Abschaffung des Privateigentums, des Staates, des Autoritaetsprinzips
und der Klassen sowie die Sozialisierung des Reichtums mit sich bringen; danach wuerde die
freie Organisation der Produzenten die direkte Verwaltung der Produktion und des Konsums
uebernehmen. Die Neuorganisation der Gesellschaft wuerde auf der freien Kommune und dem
Syndikat basieren. Da letzteres bereits existierte und in seinen Strukturen als modellhaft fuer die
Organisation der zukuenftigen freien Gesellschaft betrachtet wurde, beschrieb das CNT-Konzept
insbesondere Funktion und Aufbau der Kommune; es ging aber auch auf die Rechte und Pflichten
des Individuums, auf das Bildungssystem, das Justizwesen, die Probleme sog. Randgruppen der
Gesellschaft sowie auf die Neuorganisation des Produktionsbereichs und die Abschaffung
stehender Heere ein." (S.30f)
Dieses Programm, das nach Bernecker den Problemen einer komplexen Gesellschaft nicht
gerecht werden konnte, erfuhr waehrend des wenige Wochen spaeter in folge des
Militaerputsches ausgebrochenen Buergerkriegs wesentliche Veraenderungen.
|