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Baumhaus schrieb am 19.2. 2014 um 22:38:48 Uhr über

Euphemismus

Man weiß ja nie so recht, ob diese ganzen politisch korrekten Ausdrücke, die zu verwenden einem jetzt quasi zwanglos ans Herz gelegt wird, nicht in Wirklichkeit als Euphemismen gemeint sind. Zumindest ist ziemlich sicher, daß bestimmte Begriffe vor 100 Jahren noch keine derartig negative Konnotation hatten wie heute. Beispiel »schwachsinnig« und »Anstalt«. Die Benennung »Anstalt für Schwachsinnige« würde heute Empörungsstürme in der Größenordnung Hurikan hervorrufen. Aus Schwachsinn ist irgendwann geistige Behinderung geworden, aus Anstalt Heim. Doch auch das Behindertenheim ist heutzutage derart negativ belegt, daß es niemand mehr offiziell nutzen wird. Erstens hat »behindert« nun ein ähnliches Schicksal wie »schwachsinnig« ereilt - es ist in den Kanon der unschönen Schimpfwörter eingegangen. Und zweitens ist Heim nun ebenso verpönt wie Anstalt. Was tun? Wie es scheint, müssen nun wieder neue Euphemismen gefunden werden. Aus dem Heim wird eine »Einrichtung«. Und aus geistiger Behinderung wird, nun ja, wahrscheinlich sowas wie »Beeinträchtigung« oder »erhöht Förderbedürftig« oder »Besonders«.

Natürlich kann man das auch als Zynismus verstehen. Das eigentlich Zynische ist meiner Ansicht nach aber die Tatsache, daß diese Begriffsverwandlungen nicht aufgrund eines Korrekturwillens geschehen, sondern weil sich die ursprünglichen Begriffe immer wieder zu Schimpfwörtern entwickeln und man sie selbstredend dann nicht mehr verwenden will.


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