Erstgespräch – Psychotherapeutische Sitzung mit der Patient*in
Therapeut*in: Guten Tag, schön, dass Sie da sind. Sie haben sich für eine Therapie entschieden – wie geht es Ihnen heute?
Patient*in: Ach, na ja, ich weiß nicht so recht. Ich bin mir nicht sicher, ob das hier was bringt, aber ich dachte, ich probiere es mal.
Therapeut*in: Das ist völlig in Ordnung. Viele Menschen sind anfangs unsicher, ob eine Therapie der richtige Weg ist. Vielleicht können Sie mir erzählen, was Sie zu mir führt?
Patient*in: Also… in letzter Zeit merke ich einfach, dass ich immer wieder in Streit gerate. Mit Familie, mit Freund*innen, mit Leuten bei der Arbeit – es ist, als würden sie mich einfach nicht verstehen. Ich meine, ich hab meine eigene Art, die Dinge zu tun, und das ist mir wichtig. Aber die anderen sehen das irgendwie nicht so.
Therapeut*in: Das klingt, als würden Sie oft auf Widerstand stoßen, wenn Sie sich ausdrücken oder Ihre eigenen Vorstellungen umsetzen möchten.
Patient*in: Genau! Ich hab das Gefühl, die Leute wollen mir ständig sagen, wie ich leben soll. Besonders wenn’s um Marihuana geht. Ich versteh’s einfach nicht – für mich ist das total normal, ein Genussmittel, genauso wie andere ein Glas Wein trinken. Aber sobald das Thema aufkommt, fangen die Diskussionen an.
Therapeut*in: Es scheint, als wäre Marihuana für Sie nicht nur eine Konsumfrage, sondern auch eine Frage der persönlichen Freiheit?
Patient*in: Ja, genau! Es geht ums Prinzip. Ich will einfach mein Leben so gestalten, wie ich es für richtig halte. Aber es gibt ständig jemand, der mir sagt: „Mach das nicht, das ist schlecht für dich.“ Ich mein, ich bin doch kein Kind mehr.
Therapeut*in: Ich verstehe, dass es für Sie frustrierend ist, wenn Sie das Gefühl haben, andere greifen in Ihr Leben ein oder bevormunden Sie. Darf ich fragen, wie diese Diskussionen normalerweise verlaufen?
Patient*in: Puh… naja, es fängt oft ganz harmlos an. Jemand macht einen Kommentar, so nach dem Motto: „Musst du schon wieder kiffen?“ oder „Gib dein Geld doch mal für was Vernünftiges aus.“ Und dann geht’s los. Ich erkläre, warum das für mich wichtig ist, aber dann kommen Sprüche wie „Du machst dir dein Leben kaputt“ oder „Das ist nicht normal.“ Und dann platzt mir einfach der Kragen.
Therapeut*in: Also, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Lebensweise nicht respektiert wird, dann reagieren Sie sehr emotional darauf?
Patient*in: Ja, genau. Und dann eskaliert es. Ich versuche mich zu verteidigen, aber irgendwann schrei ich rum oder geh einfach, weil’s mir zu blöd wird.
Therapeut*in: Und wie fühlen Sie sich nach solchen Auseinandersetzungen?
Patient*in: Erst wütend, dann genervt… und manchmal auch irgendwie enttäuscht. Ich denke mir dann: Warum kann mich nicht einfach mal jemand so akzeptieren, wie ich bin?
Therapeut*in: Das ist ein sehr nachvollziehbares Gefühl. Jeder Mensch wünscht sich, in seiner Identität anerkannt zu werden. Gleichzeitig scheint es so, dass diese Konflikte für Sie eine große Belastung darstellen. Ist das auch ein Grund, warum Sie hier sind?
Patient*in: Ja, schon. Ich meine, ich kann ja nicht mein ganzes Leben lang mit jedem streiten. Aber ich will auch nicht ständig nachgeben. Ich weiß nur nicht, wie ich das hinkriegen soll.
Therapeut*in: Das klingt nach einem guten Ansatzpunkt für unsere Arbeit. Wir könnten gemeinsam daran arbeiten, wie Sie in solchen Situationen anders reagieren können – sodass Sie Ihre Überzeugungen vertreten können, aber ohne dass es jedes Mal zum Konflikt kommt.
Patient*in: Hm… ja, das wäre vielleicht nicht schlecht.
Therapeut*in: Ein weiterer Punkt könnte sein, dass wir gemeinsam reflektieren, welche Rolle Marihuana in Ihrem Leben spielt – nicht nur in Bezug auf Konflikte, sondern auch in Bezug auf Ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten. Wäre das für Sie in Ordnung?
Patient*in: Also, ich will jetzt nicht, dass Sie mir sagen, ich soll aufhören.
Therapeut*in: Das ist auch nicht mein Ziel. Mein Ansatz ist nicht, Ihnen Vorschriften zu machen, sondern mit Ihnen gemeinsam herauszufinden, ob Ihr aktueller Umgang mit Marihuana für Sie gut funktioniert oder ob es Dinge gibt, die Sie vielleicht anders gestalten möchten.
Patient*in: Okay, das klingt fair.
Therapeut*in: Gut. Dann könnten wir in den nächsten Sitzungen daran arbeiten, Ihre Konfliktstrategien zu verbessern und herauszufinden, wie Sie mit Kritik oder Widerstand entspannter umgehen können. Gleichzeitig schauen wir, was Sie brauchen, um sich selbstbestimmter und stabiler zu fühlen. Klingt das für Sie nach einem guten Plan?
Patient*in: Ja, doch… klingt besser, als ich dachte.
Therapeut*in: Schön. Dann vereinbaren wir direkt einen Folgetermin und schauen gemeinsam, wie wir das angehen können.
Patient*in: Okay… dann bis nächste Woche.
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✨ Zusammenfassung der ersten Sitzung:
✅ Zentrale Themen identifiziert: Konflikte mit anderen, emotionale Reaktionen, Bedeutung von Marihuana
✅ Therapieziele skizziert: Umgang mit Streit, Reflexion über den eigenen Lebensstil, Entwicklung einer gesunden Selbstbestimmung
✅ Nächste Schritte: Strategien zur Emotionsregulation & erste Reflexion über den Stellenwert von Marihuana im Alltag
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