Kurz und voller Leid ist unser Leben,
und wenn ein Mensch dahin soll,
so gibt es keine Rettung;
auch weiß man von keinem,
der aus dem Totenreich befreit.
Denn nur zufällig sind wir geworden,
und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen.
Denn der Atem in unserer Nase ist nur Rauch
und unser Denken ist nur ein Funke,
der aus dem Pochen unseres Herzens entsteht.
Wenn er verloschen ist,
so geht der Leib dahin wie Asche
und der Geist zerflattert in der Luft.
Unser Name wird mit der Zeit vergessen,
und niemand denkt mehr an unser Wirken.
Unser Leben fährt dahin,
als wäre nur eine Wolke dagewesen,
und zergeht wie Nebel,
der von den Strahlen der Sonne verjagt
und von ihrer Hitze zu Boden gedrückt wird.
Unsere Zeit geht vorbei wie ein Schatten,
und wenn es mit uns zu Ende ist,
gibt es keine Wiederkehr;
denn es steht unverbrüchlich fest,
das niemand wiederkommt.
Kommt nun, und lasst uns die Güter genießen,
solange sie da sind,
und die Welt geschwind noch auskosten
solange wir jung sind.
Wir wollen mit bestem Wein uns füllen und uns salben,
und keine Frühlingsblume soll uns entgehen.
Laßt uns Kränze tragen von Rosenknospen,
ehe sie welk werden.
Keine Wiese bleibe von unserem übermütigen Treiben verschont,
damit man überall merkt, wie ausgelassen wir gewesen sind.
Denn das ist unser Teil, das ist unser Los.
Weisheit Salomos, 1, 1b-9
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