aus den lautsprechern dudelt zwischen den musikstücken nachrichtentext.
Eingesperrt in einen Käfig, sitzt der Hungerkünstler auf etwas Stroh und nimmt keine Nahrung zu sich. Schaulustige drängen sich, um ihn zu sehen. Weil aber der Impresario weiß, dass das Interesse an der Darbietung nicht länger anhält, bricht er sie jeweils nach 40 Tagen ab...
krach.
der pc verstummt.
behans hand hat sich unvermittelt zur faust geballt, geballt und die tastatur samt gehäuse in stücke zerschlagen.
ein schlimmer tag heute.
er reibt sich den nacken mit beiden händen und richtet sich langsam auf, in drehenden bewegungen, um den rücken zu schonen.
mist und elendiger mist. schon wieder ein gerät kaputt. wenigstens ist es eines aus dem kost nix laden, denkt sich behan und ist versucht, irgendwelche halblaut geschimpften worte vor sich selbst hinzumurmeln.
nein.
immer mit der ruhe. es ist alles egal. ich bin alleine mit ein paar handvoll mäusen und anderem kleingetier, das bussardpärchen vom wiesengrund nicht miteinbezogen.
ich habe keine sexpartnerin.
ich habe keine sorgepflichten einer ehepartnerschaft oder kindern gegenüber.
die familie ist weg.
guthaben auf der bank.
ich bin alleine und mir selbst brauche ich nichts zu sagen.
schlüssel fort und kein wort. schon wieder.
behan ist in der aufgerichteten haltung verharrt und greift mit beiden händen an seine ohrläppchen und reibt sie nachdenklich.
solang ich mich nicht entspannt fühle, mache ich jetzt erstmal nichts anderes.
ich habe zeit. immer noch zeit.
bilder tauchen vor seinem inneren auge auf, der film dieser genial lieben deutschen satirikerin, zeit, der time tunnel.
langsam leert sich sein kopf, der körper fühlt sich immer unbeschwerter an und die angespannten muskeln werden wieder weich und geschmeidig.
ja. es ist genug. behan seufzt.
er steht kraftvoll und langsam auf und in einer bewegung durch den zelteingang hinaus in den raum, dabei zerreisst die zeltplane.
er ruckt noch ein wenig stärker und dabei zerbrechen zwei zeltstangen. behan fängt an zu lachen, erst leise und angehalten, dabei immer freier werdend. war sowieso nur das größte glumpert, denkt er freudig. er dreht sich um geht genußvoll auf der zusammengesackten zeltplane herum und spürt das weiche der zusammengesammelten schlafsäcke und dazwischen bruchstücke der computeranlage, die er mit genuß zu möglichst kleinen stücken unter seinen schuhabsätzen zerschreddert.
klein. den schrott. ganz klein. jetzt fange ich an. jetzt baue ich das haus. da.
behan lacht immer mehr und losgelöster, probiert alles lachen das in ihm steckt und schon lange nur herausströmen wollte.
das ist nicht mein land. egal. ich bin da nicht gemeldet. egal. ich bin ein obdachloser sandler. egal.
vielleicht werde ich mit aller gewalt verhindert fertig zu werden. egal. ich lache ha. ich lache hu. ich lache he. ich lache hi. egal. ich singe nicht.
die zelthaut liegt flach mit geringen erhöhungen auf dem verdreckten estrichboden.
behan zieht den stoffvorhang zur seite und macht die tür auf. sonnenlicht strömt in das düstere rauminnere.
der himmel ist lichtblau und kaum bewölkt. das frühjahr ist beinahe schon ganz da.
er geht zur werkstatt.
das wollte ich schon längst tun.
er lacht nicht mehr voll aus dem bauch heraus, es verebbt zu einem linden kuddern.
er zieht die abgebrochene türklinke heraus, die als splint durch den schloßring durchgesteckt ist, und mit einer schnellen kraftvoll abgemessenen bewegung öffnet er die werkstatt.
den splint wirft er auf den kürbisacker.
weg.
endlich weg mit allen hindernissen.
er geht in die werkstatt und nimmt krampen und schaufel.
noch einen rundblick.
es ist alles in ordnung jetzt.
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