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Freno d'Emergenza schrieb am 10.10. 2014 um 19:28:59 Uhr über

Ensslin

Ich weiß nicht, ob ich das schon mal eingetragen habe, aber egal: in meiner Jugend - Anfang der 80er - war ich mit einer etwa gleichaltrigen jungen Frau befreundet, die mich einmal eingeladen hatte, gemeinsam mit ihrer Mutter zum Griechen essen zu gehen bzw. zu fahren. Sie lebte bei ihrem Vater, die Ehe war 2x geschieden worden, die Mutter galt als »Psycho-Tante«. Heute würde man wohl »Borderlinerin« sagen. Wir holten die Mutter mit meinem Auto ab. Da sagte meine Freundin zu mir:

»Das Du Dich nicht wunderst: das Bullenauto da, das fährt gleich hinter uns her. Brauchst Dir nix zu denken - die überwachen meine Mutter seit zig Jahren, weil meine Mutter früher mal mit der Gudrun Ensslin befreundet gewesen war

Und tatsächlich fuhr der Streifenwagen hinter uns her bis zum Griechen, wartete auf uns, und fuhr nachher wieder zurück. Wir sprachen natürlich auch darüber. Jahrelang ginge das so: beständige, offene Observation. Sie hatte sich dagegen zu wehren versucht, einen Anwalt beauftragt - umsonst. Das sei hinzunehmen, die Abwehr von ernstzunehmenden terroristischen Gefahren sei ein höherer Wert als wie. Man hatte es offen ausgesprochen: gegen die Frau lag keinerlei Verdacht vor. Die Jugendfreundschaft zu Gudrun Ensslin hatte keinerlei politischen Hintergrund, war schon beendet gewesen, als Ensslin mit ihrem »bewaffneten Kampf« begann. Aber es ginge eben darum, den Terroristen jedweden Kontakt zu potentiellen Unterstützern so schwer wie möglich zu machen. Eine Art von psychologischer Kriegsführung. Deswegen erfolgte die Observation auch offen, durch uniformierte Beamte im Streifenwagen. Jeder sollte es sehen und natürlich vor allem die von der RAF.

Die Mutter meiner damaligen Freundin ist wenige Jahre später an Krebs gestorben. Ich war nicht bei der Beerdigung. Der Gedanke an den Streifenwagen und die sicherlich auch auf dem Friedhof präsenten Verfassungsschützer hat mich zu arg gegruselt gehabt.

Was muß das für ein Leben für diese arme Frau gewesen sein ? Sicher haben sie auch ihr Telefon abgehört und ihre Post aufgemacht. Gab es eine Wanze in ihrer Wohnung ? Gearbeitet hat sie damals schon länger nicht mehr, war in Frührente, bekam auch Unterhalt von ihrem Ex-Mann. Da hat sie also gesessen in ihrer Wohnung mit dem Streifenwagen davor. Sie wird allmählich vereinsamt sein - wer will schon mit jemandem zu tun haben, dem ständig auf Schritt und Tritt die Uniformierten hinterherlaufen, hinterherfahren. Am Ende kommt man dann auch noch ins Visier von denen !


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