Gudrun Ensslin hatte ein Kind mit Bernward Vesper, dem Sohn des Nazi-Dichters Will Vesper. Wie er dieses Kind aus einer italienischen Protobrigadenkommune von seiner Mutter kidnappt und zurück nach Deutschland bringt, zwischengeschaltet mit (hier wär das englische intertwined gut) den Erinnerungen an seine Kindheit in der Lüneburger Heide auf dem väterlichen Gut Triangel und als Impuls- und Titelgeber ein Trip, den er im englischen Garten in München eingeworfen hatte, schildert er in seinem einzigen Buch. Ich glaube, er hat drei Jahre daran geschrieben (ich könnte mich via Google altklug machen, tu es aber um des Flusses willen mal nicht, also kein Evangelium. Eher ein Übungsevangelium...), immer finanziert vom März verlag, wieder ein neuer Stapel hervorgedrückt unter massivem Einsatz von Mnemosyne und Haschisch, Mescalin, LSD. Und später dann auch Selbstmord in der Psychiatrie, bestimmt noch keine 36, den hätten wir auch überlebt. (Als damals mein 24ter Geburtstag nahte, fing dieses Denken an: 'Büchner hättest du schon mal geschafft...' Nicht Vanitas, Hermensuche)
'Die Reise' heißt es, und sollte es immer heißen, und ist nicht nur durch die Ereignisse der späteren 70er ein »wichtiges Zeitdokument«, obwohl es als Werk eher einen Torso darstellt, schubweise herausgebrochen in seinen stärksten Momenten, burroughs-epigonal oder seitenlanger Polittraktat in den uninspirierteren. Von Gifhorn kommend, bin ich mal zum Gut Triangel gewandert, dieser Sohn wohnt heute wieder da, ein schöner Reiter- und Vorzeigebauernhof ist es geworden, aber ich bin nur scheu durchmarschiert. Hätte ich mich etwa durchfragen sollen und sagen: ' Schönen guten Tag, mein Name ist Mcnep, und ich halte Ihre Mutter für eine der schönsten Frauen der Zeitgeschichte, und Ihren Vater für einen tragischen Zeitzeugen, der seinen Fußabdruck roh, aber erkenntlich im Fels der Geschichte verewigt hat?' Hätte ich so einen Zimt reden sollen? Noch penetranter das Literaturgroupie spielen? Nein, ich bin mit Ives ein Stück weiter aus dem Dorf Triangel gegangen, und habe mir in respektvoller Distanz mit Sicht zum Hof eine Tüte guten Hasches geraucht, die für den Rest des Fußweges bis in die nächste Ortschaft mehr denn ausreichend war.
(Über die wenige Tage später stattgefunden habende Entsühnung von Beagle-Belsen bei nächster sich bietender Gelegenheit)
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