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Bioenergie aus Stroh und Pflanzenöl 
 Nicht nur Solarzellen und Windanlagen stehen als
 Alternativen für herkömmliche Methoden der
 Energiegewinnung zur Verfügung. Auch organische
 Energieträger wie Stroh und Holz könnten ein Ersatz sein.
 Das «Biomasse-Info-Zentrum» (BIZ) in Stuttgart hat sich des
 Themas Bioenergie angenommen. Gefördert aus
 Bundesmitteln, betreuen vier Forscher ein bundesweit
 einmaliges Projekt des
 Instituts für Energiewirtschaft der Universität Stuttgart. Die
 Wissenschaftler sollen - vorerst auf drei Jahre befristet -
 Industrie und Haushalte in Fragen zur Bioenergie beraten.
 
 «Gerade während der Hochphase der Benzinpreise hatten wir
 sehr viele Anfragen», erzählt der Leiter des Projektes,
 Joachim Fischer, mit leichtem Augenzwinkern. Doch viele
 Interessierte wüssten nur wenig über biologisch erneuerbare
 Energieträger. Vor allem um dieses weit verbreitete
 Informationsdefizit abzubauen, wurde das
 Biomasse-Info-Zentrum Anfang 2000 ins Leben gerufen
 worden. Neben
 Information und Wissenstransfer zum Thema Bioenergie
 stehen aber auch eigene Projekte und die Forschung im
 Mittelpunkt der Arbeit des BIZ.
 
 Viele könnten schon allein mit dem Begriff Biomasse wenig
 anfangen, erläutert Fischer. Biomasse seien organische Stoffe
 wie Holz und Stroh, aber auch Pflanzenöle und Biogase sowie
 speziell angebaute «Energiepflanzen». Anders als bei Wind-
 oder Sonnenergie lasse sich der Begriff nicht auf einen
 Energieträger reduzieren.
 Bisher werden laut BIZ nur 1,4 Prozent der im Bundesgebiet
 verbrauchten Energie aus Bioanlagen gewonnen. Die Tendenz
 sei zwar steigend, aber zur Zeit werde nur ein Zehntel des
 Potentials genutzt, beschreibt Fischer die Problematik.
 
 Die Stuttgarter Forscher schätzen, dass sich langfristig rund
 zehn Prozent des Energiebedarfs in Deutschland aus
 Biomasse decken lassen. Der Großteil der Energie werde
 dabei über Verbrennung der Energieträger erzeugt. Andere
 Möglichkeiten seien Vergärung und Gaserzeugung, erläutert
 Fischer. Der große Vorteil der organischen Biomasse: Die
 Erneuerbarkeit von Holz oder Stroh und die vielseitigen
 Verwendungsmöglichkeiten von festen, flüssigen und
 gasförmigen Energieträgern. Kurz gesagt, speichere
 Biomasse Sonnenenergie und stehe bei Bedarf immer zur
 Verfügung, vereinfacht Fischer die komplizierte Materie.
 
 Leider gibt es auch im Bereich Bioenergie kein Licht ohne
 Schatten: Zwar sind laut Fischer mittlerweile rund 600 größere
 Biomasse-Anlagen in Deutschland in Betrieb, doch bestünden
 noch viele Probleme. Aufgrund der geringeren Verbreitung von
 Biomasse-Anlagen seien diese noch fast doppelt so teuer wie
 normale Heizungen. Durch staatliche Förderungen ließen sich
 die Kosten aber senken, zumal der
 Brennstoff langfristig billiger sei, betont der gelernte
 Maschinenbauer. Ein weiteres Problem bestehe im Transport
 und der Lagerung von Energieträgern. Gepresste Holzabfälle,
 so genannte Pallets, schafften Abhilfe, doch seinen diese im
 Norden Deutschlands schon schwierig zu bekommen.
 
 Insgesamt beurteilt der Projektleiter die Zukunft von Biomasse
 als Energieträger aber positiv. Für Industrie und Gemeinden
 werde das Thema Bioenergie immer interessanter, resümiert
 der 38-Jährige. Die Resonanz nach dem ersten Jahr BIZ sei
 deutlich besser als erwartet.
 In Zukunft wollen die Verantwortlichen ihre Arbeit noch
 ausweiten. Neben der Herausgabe eines monatlichen
 Infobriefs und der Organisation von Projekten und Workshops
 wollen die vier Forscher vor allem als
 Informations-Drehscheibe zwischen Biomasse-Produzenten,
 Anlagenbauern und Verbrauchern fungieren. Die
 Sonnenenergie habe bis
 zur Marktreife auch Jahre gebraucht, gibt sich Fischer für die
 Zukunft optimistisch.
 
 
 
 *... und viele Grüße
 
 
 
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