und stabilisiere Ordnung und Souveränität. Merkmal des Imperialismus sei die Trennung von Innen und Außen und die Verteidigung der festen Grenzen mit seinen Handelsvorrecliteii und Schutzzöllen, Die Zwangsjacke sei fuir die kapitalistische Entwicklung zu einem Hindernis geworden, das Kapital habe den li-nperialis-
mus überwinden inüssen und Leiiiii habe liierauf seine Erwartung der Weitrevolutioll gegrüiidet:
»entweder koninluiiistische Weltrevolutioi, oder Fmpire, und let7,tlieb besteht Zwischen diesen beide« Möglichkeiten eine tief greifend, Analogie.@@ @,Ist einn-ial das globale Niveau erreicht, sieht sich die kapitalistische Entwicklung ohne Verrnittlung direkt der Menge gegenüber. (233-249)
Der Grundgedanke der Expansivität kapitalistischer Akkumu-
lation: geschenkt. Darüber hinaus aber arbeiten H/N mit liaarsträu-
benden Platitüden, um ihr Konzept der Reiclis-Globalisierung
durclizubriiigeii. Die »feste Grenze« ist ein Tlieoriesciiinarrn, ihre vergebliche Überwindung ein Mythos. Schon zu den Hochzeiten des Freiliatidelsiinperiatisinus vordeii großen Krisen der 70erJallre des 19. Jahrhunderts operierte das Kapital mit kontrollierter Einfuhr von Arbeitskraft, in den europäischen Industriezentren (Englaiid, Frankreich, Holland, Belgien, Deutschland) und in den USA: um die metropolitane Klasse Lititer Druck zu bringen, um ein inneres Wertscllöpfungsgefälle zu organisieren und über die Differeilzeii eine rassistisclie Aggressivität und Stabilisierung zu generieren und so weiter. Die Grenzen dienten nicht zu Abscliottulig, sondern zur osinotisclieii Regulierung von Mobilität, Migration und Gewalt. Nicht nur in den USA, auch in Europa, in Amsterdai-n, Paris, London, aber auch im (stärker kontrollierten) Rulirgebiet, in Berliii sah sich das Kapital einer gewaltigen Präsenz der globalisierteii Klasse aus den osteuropäisclien, indischen, inexikaiiisclien Arinutsbevölkerungen gegenüber.
Das »Außen« war immer drinnen. Das »Drinnen« war aber auch immer außen, nicht nur in Form des das exportierten Geldund Saclikapitals, sondern vor allem des exportierten Manageineiits.
Dieses trieb die Globalisierung der Inwertsetzungsstrategien voran, diktierte die Zuriclitulig verwertbarer Subjektivität und intensivierte die sozialpolitischeii Durclidringungsstrategien der Multis (AEG, Maiiiiesi-nann, General Electric, Ford) schon vor dem ersten Weltkrieg. Denn: der Kapitalismus betrieb immer Glo-
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balisierungsstrategien zur Erweiterung und Vertiefung seiner Inwertsetzungsansprüche. Dies war auch immer ein gewaltsamer und blutiger Prozess der weltweiten Erschließung von Arbeitskraft und stand immer in Konfrontation mit der sich globalisierendeil Klasse. Nur die Durclidringuiigsstrategieii und -Technologien auf der einen und die sich in dieser Konfrontation modernisierenden Strategien der Befreiung, Migration und Selbstbehauptung auf der anderen Seite transformierten sich. Kurz: die Globalisierung des Antagonismus.
In seinem Verlauf änderte sich das Grenzregii-ne. Allerdings anders, als es H/Ns Gescliichtsklitterung darstellt. Die von Lenin (unter weit gehendem Rückgriff auf Hobson) untersuchte Phase war noch von verhältnismäßig offenen Grenzregimes geprägt. Im Zuge sich verschärfender Konfrontation vor allem mit den sich radikalisierenden transnationalen Klasseiisegmenten vor und im ersten Weltkrieg und der Intensivierung des fordistiscii- tayloristischen Zugriffs auf das »Human-» und »Sozialkapital« intensivierte sich auch Bevölkerungspolitik und Grenzregime. In den Großraui-nregionen ging es dann vor und im zweiten Weltkrieg zu Formen der übernationalen Bevölkerungsbewirtscliaftung über.
Wenn die Kämpfe zum Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts das national organisierte Instrumentarium des Zugriffs auf die produktiven Ressourcen der Bevölkerung in die Krise gebracht haben und das Kapital diesen Rahmen dereguliert hat, so bedeutet das nicht die Aufgabe des Grenzregimes. Im Gegenteil, es wurde weiter intensiviert und vor allem technologisch aufgerüstet. Staatsgrenzen sind nur noch Teil eines von vielen Grenzen durchzogenen transnationalen Koi-nmandoraums. Er wird reguliert durch neue Grenzen an Regionen, Bahnhöfen, Einkaufszoneii, Hochsicherheitsbereichen, Wolindomänen etc., den freien Produktionszonen und Lagern der drei Kontinente, deren Kontrolle zunehmend das gesamte Hightech-Instrumentarum ui-nfasst (von optischen, bis hin zu smart-card-technischen Mitteln).
Das bringt uns zum entscheidenden Gesichtspunkt, der HINs plumpe Metaphorik von »Innen« »Außen«, »festen Grenzen« und so weiter auf seinen propagandistischen Kern reduziert. Die entscheidende Grenze war immer die bewegliche Frontzone der Auseinandersetzung zwischen den techniscii-sozialen Zugriffsformen des Kapitals und dem lebendigen Nichtwert, der sich ihnen als »prozessierender Widerspruch« in immer neuen Formen entge-
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