Emlichheim.
Ach Emlichheim!
Hier bin ich geboren.
Aufgewachsen in der freundlichen Atmosphäre des örtlichen Fussballvereins (Kreisliga 2), Schützenverein (ich war mal Vizeschützenkönig), Realschulabschluß, mittlere Beamtenlaufbahn.
Eine Frau, 1,45 Kinder.
Jedes Jahr Urlaub auf Mallorca.
Glückliche Geborgenheit im Reihenhaus. Kleiner Dackel - Waldi sein Name. Passt in den VW-Kombi.
Der Sohn hat einen Hamster.
Ach Emlichheim!
6.00 Uhr aufgestanden.
Frühstück gemacht, Frau geküsst, Hund in den Garten gelassen.
6.30 Uhr. Unangenehm. Habe mir den Anzug schmutzig gemacht. Kleidung wechseln. Krawatte binden.
7.00 Uhr zur Arbeit. Mit dem Bus. Gerade noch erwischt. Musste rennen. Unfreundlicher Fahrer, randalierende Jugendliche. Saupack.
7.30 Uhr Arbeitsbeginn. Kaffee - Meier hat vergessen, den Kaffee zu machen. Wofür ist der Mann eigentlich da?
Die Sekretärin hängt schon am Telefon. Privatgespräch.
8.00 Uhr bis 10.30 Uhr. Anträge abgelehnt. Kleine Lichter - betteln um Almosen. Ich komme nicht voran. Warum sollten die es dann schaffen?! Was hätte ich davon?
10.30 Uhr. Wieder ein ernstes Gespräch mit dem Chef. »Doktor« Dorfkamp. Alter Klugscheisser.
12.00 Uhr bis 12.30 Uhr. Mittagessen. Aus der Tupperdose. Wieder Knäckebrot mit Käse. Ein Apfel dabei. Ich soll auf die Linie achten, sagt meine Frau. Hat sie eigentlich je auf ihre Linie geachtet? - das fette Stück.
13.00 Uhr bis 16.30 Uhr. Anträge abgelehnt. Wenn es einer verdient hätte, dann ich. Der Meier kriegt das Doppelte. Und was tut er dafür? Vergisst, den Kaffee zu machen.
16.30 Uhr. Feierabend. Ich packe zusammen.
Emlichheim.
Ach Emlichheim!
Geborgenheit ein Leben lang.
Hagbart macht noch Überstunden.
Sonst geht er immer schon um 16.00 Uhr, der Lump.
Heute ist er still. Keine dummen Witze mehr.
Draussen Lärm.
Polizei. Überall Blaulicht.
Ich hasse Lärm. Meine Frau hat Lärm gemacht.
Meine 1,45 Kinder haben Lärm gemacht. Waldi hat immer nur gebellt. Hör auf, hab ich gesagt. Aber meine Frau hat in immer nur verhätschelt.
Fett gefüttert wie sich selbst und die 1,45 Kinder.
Jetzt bin ICH der Schützenkönig.
Vor mir auf dem Schreibtisch hab ich sie aufgereiht. Eine nach der anderen. In einer sauberen Linie.
Heute morgen waren es noch 20.
Jetzt sind es 11,55 weniger.
Ich runde auf.
Noch 8 übrig.
Emlichheim.
Ach Emlichheim!
Die letzte ist für mich.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
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