Die 'Hysterikerinnen' der frühen Psychoanalyse, auch die männlichen Neurotiker, sind in den entsprechenden Fallbeschreibungen Freuds und seiner Schüler erstaunlich oft zwanghafte, überstarke Masturbanten. Zunächst liest man da so drüber und denkt vielleicht noch 'wer einen an der Klatsche hat, schrubbt halt auch öfter als der Rest', aber auf Dauer wirkt dieses monomanische Rekapitulieren auf selbstbefleckerische Akte schon selbst ein wenig hysterisch. Damals fiel ja auch alles zusammen, nicht zuletzt wegen Freuds frühen Schriften zur Sexualtheorie schossen ja die populären Eheratgeber wie Pilze nach dem Regen - nach einer mehr als 1500jährigen Dürre, könnte man auch sagen. Jedenfalls konnten innerhalb eines bestimmten Codes plötzlich alle Erwachsenen vom Pflöckeln reden, und diese wohlbestallten PatientInnen von Dr. Freud waren sicher gleichermaßen hochinteressiert wie -informiert, was solche Dinge betraf. Da liegt man also auf einer Couch, gegenüber diesem stattlichen Wiener Doktor, redet von seinen Geschlechtsteilen, wird wieder nach Hause geschickt, da liegt man wieder rum, denkt an seine Geschlechtsteile, und schon ist es passiert. Ich glaube, so muss man sich das vorstellen, praktisch die ganze Wiener Innenstadt ist damals mit müffelnden Händen rumgelaufen.
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