Egerland

Jahrzehntelang hat mein Vater von der verlorenen Heimat, in seinem Falle Schlesien, rumgebeiert. Gegen Ende seines Lebens erfaßte ihn Milde: Er besuchte sein Elternhaus in Namslau und baute eine Freundschaft zu den jetzigen Besitzern auf, trat aus der CDU aus und in die Arbeiterwohlfahrt ein, wurde schweigsam und verständnisvoll. Vielleicht dennoch ein Glück, daß dies alles erst nach dem Ende meiner Pubertät geschah, braucht der heranwachsende Frischling doch eine Borke, sich daran zu wetzen. Hätte er damals schon diese Offenheit an den Tag gelegt, wer weiß, vielleicht marschierte ich heute mit dem Aktenköfferchen zur Arbeit oder brütete düstere Verschwörungstheorien über den Tod liberaler Waffenlobbyisten aus.