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Edith ist groß und sehr, sehr schlank. Das heißt: die anderen finden, daß Edith sehr, sehr schlank ist. Edith dagegen hält sich für ... naja, nicht wirklich schlank, nicht richtig schlank, und wäre gerne noch ein bischen schlanker, noch ein bischen viel mehr schlanker am besten. Aber sie weiß, daß das krankhaft ist - pathologisch, Anorexie. Sie hat es im Griff, findet sie, ißt wieder regelmässig, trägt jeden Bissen schön brav in ein spezielles Tagebuch ein, stellt sich einmal in der Woche beim Arzt auf die Waage. Der ist ganz zufrieden mit Edith, weil sie ihr Gewicht seit ein paar Monaten schon hält, und Edith ist ganz zufrieden mit dem Arzt, weil er sie nicht drängt, noch fetter zu werden, als sie sich ohnehin schon fühlt. Auch den Therapeuten braucht Edith jetzt nicht mehr so oft, seit sie Psychologie studiert, und sich selbst sehr viel mit der Materie auseinandersetzt. Sie fühlt sich auch sehr wohl im Institut und mit ihren Kommilitonen. Mit denen kann man wenigstens reden darüber, ohne daß sie gleich dummes Zeug erzählen. Sie hat auch ein paar Freunde inzwischen, mit denen sie sogar ab und zu mal zusammen kocht und ißt - wenn auch maximal ein Drittel der Portionen ihrer Freunde. Aber sie drängen sie nicht, ihre Freunde, machen keine blöden Witze - und das ist die Hauptsache.
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