Ugullugu schrieb am 20.10. 2002 um 22:20:37 Uhr über
Apfelsaftkonzert
Schon wieder so ein blöder Verleser, das Wort lautete doch anders...
Aber so ein Apfelsaftkonzert stelle ich mir ganz schön vor. In einem hellen, kleinen, holzverkleideteten
Raum auf einer engen Bühne steht ein schwarzer Flügel, ein Paar Streicher und Flöten und so. Das Konzert
beginnt am frühen Abend, die Sonne muß auf jeden Fall noch durch die Fenster hereinscheinen, dann
kommen die gutgelaunten Musiker mit Wollpullis und den Noten herein. Das Publikum sitzt eng gedrängt
auf dahinimprovisierten Turnhallenbänken, teilweise auf dem Fußboden, und ist womöglich noch besser
drauf als die Aufführenden, ausgeschenkt wird natürlich naturtrüber Apfelsaft. Durch dessen harnfördernte
Wirkung müssen die Leute ab und zu leise aufs Klo eilen, aber das macht nichts, auf so einem
Apfelsaftkonzert herrscht ein familiäres Feeling. »Beckers Beste Saftsymphonie« stelle ich mir leicht und
spritzig vor, zwischen den Sätzen wird natürlich geklatscht. Das Stück verzichtet auf jede schwierige
Kerngehäusekontrapunktik; besonders reizvoll ist das immer wiederkehrende Obstostinato im zweiten
Satz, der letzte Satz endet mit einem flotten Apfelallegro.
Wenn das Konzert dann zu Ende ist, treffen sich ein paar Leute noch mit den Musikern zum Saftschlürfen,
man lobt sich gegenseitig und so und irgendwann ist dann Schluß, der Konzentratmeister schließt die Halle
ab, die Leute gehen festlich gestimmt im Dunkeln nach Hause und sagen sich gegenseitig, daß sie öfter
mal wieder zu Apfelsaftkonzerten gehen müssen.
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