Wie mehrere Banker und Politiker übereinstimmend berichten, bietet das neue Gebäude der Europäischen Zentralbank einfach den besten Ausblick über die Proteste in Frankfurt. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die Vollklimatisierung dringt absolut kein Rauch nach oben.
»Wenn wir hier in der Oper wären, wären das quasi die Logenplätze ganz hinten – die mit den besser gepolsterten Sitzen«, schwärmt einer der anwesenden Zentralbank-Chefs, der das Geschehen zusammen mit weiteren Gästen der Eröffnungsfeier im 43. Stock des Gebäudes beobachtet. »Schade nur, dass ich meine Operngläser zu Hause gelassen habe.«
Einzig die Akustik könnte nach seiner Meinung besser sein. »Da wünscht man sich schon manchmal, man wäre etwas näher dran und würde hören, wie die Strahlen der Wasserwerfer auf die Gesichter der Demonstranten klatschen. Oder man könnte wenigstens das verbrannte Benzin riechen. Aber man kann nun mal nicht alles haben.«
Immer wieder hört man einzelne Gäste raunen: »Was für ein einmaliges Panorama!«, »Schau mal, Mario, da hinten brennt wieder ein Auto!«, »Gibt es noch mehr von diesen Lachsschnittchen?«
Worum es bei den Protesten geht und ob sie gerechtfertigt sind, weiß niemand im 43. Stock so ganz genau. »Irgendetwas mit Austeritätspolitik und den Folgen für die Bevölkerung?«, mutmaßt der eine.
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