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lucifer schrieb am 22.12. 2001 um 09:24:07 Uhr über

EEG

Was ist kinder- und jugendpsychiatrische neurophysiologische Basisdiagnostik?

In vielen kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken wird bei jedem stationären Patienten ein Ruhe-EEG durchgeführt als Routine im Sinne einer Basisdiagnostik Typ 1. Passen klinische Arbeitshypothese und EEG-Befund nicht zusammen oder hat die Routine-Ableitung nicht genügend zur Modifizierung der klinischen Arbeitshypothese beitragen können, wird gegebenenfalls das Ruhe-EEG wiederholt, jetzt aber im Sinne einer Basisdiagnostik Typ 2. Auch EEG-Ableitungen unter Verwendung erweiterter Provokationmethoden wie z. B. Schlafentzug können noch einer Basisdiagnostik Typ 2 zugeordnet werden. Langzeit-(24-Stunden)-EEG bzw. Telemetrie, Ganznacht-Schlafableitung (Polysomnographie) und (Video-)Doppelbild-Aufzeichnungen sind spezielle Techniken und kommen in der Regel nur in spezialisierten Labors zur Anwendung. Sie sind daher meines Erachtens (und damit in Übereinstimmung mit Binnie und Boyd 1994) nicht kinder- und jugendpsychiatrischer Basisdiagnostik zuzuordnen. Alle drei Verfahren dienen im Wesentlichen der weiteren Abklärung anfallsverdächtiger Zustände, aber auch zur ergänzenden Differentialdiagnostik von Schlafstörungen. Einige kinder- und jugendpsychiatrische Kliniken, aber auch einige niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater veranlassen nicht grundsätzlich bei jedem ihrer Patienten ein Routine-EEG, sondern beschränken sich auf neurophysiologische Basisdiagnostik Typ 2, d. h. indikationsabhängig.

EEG
Insgesamt ist meines Erachtens derzeit vor allem das EEG in seinen verschiedenen Varianten als Methode kinder- und jugendpsychiatrischer neurophysiologischer Basisdiagnostik zu verstehen. Dabei sieht Ulrich (1994, S. 32ff.) das EEG in Abgrenzung zur konventionellen Neurophysiologie der meisten anderen neurophysiologischen Untersuchungsmethoden als primär morphologische Disziplin zur (subjektiv) visuellen Beurteilung kortikaler Massenaktivität und nicht zur objektivierenden Messung umschriebener zerebraler postsynaptischer Potentiale, etc.. Grundlagen zu Entstehung, Methodik und neurologischer Befundung können hier nicht umfassend erläutert werden, es steht jedoch eine Fülle von Publikationen zu diesen Themen (z. B. Niedermeyer und Lopes da Silva 1993, Zschocke 1995) zur Verfügung. Verschiedene Variablen des EEGs ebenso wie mehrkanalig aufgezeichneter evozierter bzw. ereigniskorrelierter Potentiale können durch Umsetzung in Farben oder Muster als Landkarten des Gehirns, sogenannte Brain maps, dargestellt werden. Mag auch in der Forschung derartiges Mapping für die Visualisierung komplexer Statistikdaten unterstützend sein, beschränken sich die Vorteile dieser Methode für die tägliche Patientenversorgung bisher noch weitgehend auf die Produktion bunter Bilder. Ganz anders dagegen das computerisierte, papierlose EEG zur herkömmlichen visuellen Analyse: durch die Möglichkeit, im Nachhinein jeden Zeitpunkt der Ableitung in jeder gewünschten Elektrodenverschaltung betrachten zu können, sowie durch die über Jahre gleichbleibende Qualität der Darstellung im Gegensatz zur verblassenden EEG-Kurve aus dem Papier-Archiv, ergeben sich für das papierlose EEG handfeste Vorteile gegenüber dem Papier-EEG auch in der täglichen Praxis.










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