In dem Spielzimmer meiner Kinder hängt eine farbige Wandtafel; in bunter Gruppirung ist auf derselben ein halbes Hundert unserer heimischen Vögel naturgetreu abgebildet, und darunter steht die Unterschrift: „Der Schule und dem Hause gewidmet vom Deutschen Vereine zum Schutze der Vogelwelt.“ Ich möchte jener Tafel, welche Prof. A. Döring im Auftrage des genannten Vereins gemalt hat, die weiteste Verbreitung wünschen; denn durch die ständige Betrachtung derselben wird unwillkürlich bei Jung und Alt das Interesse für die Vogelwelt erregt, welche so viele nicht beachten, weil sie dieselbe nicht kennen. Und unsere heimischen Vögel bedürfen in der That einer warmen Theilnahme, einer Förderung ihrer Interessen, die sich in den Rahmen des gesetzlichen Schutzes nicht einfügen und nur durch freiwillige Mitwirkung möglichst vieler Vogelfreunde erreichen läßt. Ich möchte heute nur ein Beispiel anfähren. Die leichtbeschwingten Wesen sind manchen Fährnissen ausgesetzt, die der oberflächliche Beobachter des Thierlebens kaum vermuthet; und wie sonderbar es klingen mag, ein Theil von ihnen leidet sogar empfindlich – an Wohnungsnoth. Dies scheint nicht im Einklang mit der landläufigen Ansicht von der Leichtigkeit, mit der ein Vogel sein Nest baut, zu stehen; es wird uns aber leicht verständlich, wenn wir eine große Abteilung von Vögeln, die Höhlenbrüter, einer besonderen Betrachtung unterwerfen. Zu ihnen zählen sehr nützliche und liebe Geschöpfe, wie die Staare, die Meisen, die Kleiber, die Segler, die grauen Fliegenschnäpper, die Hausrothschwänzchen etc., für die wir bei dem weiten Leserkreise der „Gartenlaube“ ein fürbittendes Wort einlegen möchten.
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